Er ist der schnellste Mann der Welt und gilt als der beste Sprinter aller Zeiten: der ehemalige Leichtathlet und PUMA-Markenbotschafter Usain Bolt aus Jamaika. Er hält den Weltrekord auf 100 und auf 200 Metern und in der 4x100-Meter-Staffel. Er hat acht olympische Goldmedaillen und als einziger Sprinter drei Mal in Folge olympisches Gold auf 100 und auf 200 Metern geholt: 2008 in Peking, 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro.
Im Interview mit PUMA sprach Usain über seinen Weg zum Spitzensportler und wie er es immer wieder geschafft hat, sich zu motivieren.
„Der Weg ist nicht leicht, aber mit harter Arbeit und mit Einsatz schaffst du es. Halte durch!“
Usain, wann hast du gemerkt, dass du ein herausragender Athlet bist?
Mein Können kam früh zum Vorschein: Ich habe von Anfang an gewonnen. Ich merkte schnell, dass ich es kann, also bin ich weiter angetreten. Dass ich Talent habe, ist mir aber wahrscheinlich erst bei den CARIFTA Games, den Jugendmeisterschaften, aufgefallen. Mir ging ein Licht auf und ich sagte zu mir: Du kannst das. Du solltest damit deinen Lebensunterhalt verdienen.
Wie sah dein Plan B aus, wenn du es als Sportler nicht geschafft hättest?
Ich denke, ich wäre auf jeden Fall Sportler geworden, in irgendeiner Disziplin. Als Kind und Jugendlicher war Sport mein Leben. Mein Vater ist ein großer Cricket-Fan, also habe ich Cricket geschaut. Neben Cricket wollte ich auch Fußball spielen, denn Fußball war ein Teil von mir. Ich wollte (als Kind) nie Feuerwehrmann, Arzt oder Polizist werden. Ich wollte Sport machen. Damit kannte ich mich aus, denn der Sport hat mich seit meiner frühesten Kindheit begleitet.
Welchen Anteil deines Erfolgs schreibst du deinem Talent und welchen Anteil hartem Training zu?
Bei mir gehen Talent und Training Hand in Hand. Mein Trainer hat mir mal gesagt: „Ich sag dir eins –jeder, der antritt, hat Talent. Es geht darum, wer hart arbeitet.“ Das war wichtig für mich, denn als ich anfing, an Wettbewerben teilzunehmen, war ich überzeugt, nicht trainieren zu müssen. Ich gewann bei Jugendmeisterschaften, ohne wirklich trainiert zu haben. Als ich dann einen Level höher kam, dachte ich, es wird so weiter gehen. Ich habe einige Zeit gebraucht, zwei Jahre vielleicht, um zu begreifen, dass Training wichtig ist. Ich denke, Talent und harte Arbeit gehen Hand in Hand. Zunächst braucht man Talent, aber dann muss man hart arbeiten, um mit seinem Talent der Beste zu werden, der man sein kann.
„Da habe ich mir in den Kopf gesetzt, drei Mal Olympia zu gewinnen.“
Wie hast du dich beim Training vor großen Wettbewerben immer wieder motiviert?
Ich wollte es einfach. Als ich anfing, wollte ich eine Olympiamedaille holen. 2008 habe ich über 100 Meter gewonnen, dann über 200 Meter. Dann sagte mein Trainer: „Weißt du was? Keiner hat das bis jetzt zwei Mal geschafft.“ Ich fragte: “Keiner hat zwei Mal bei den Olympischen Spielen gewonnen? Cool!“ Da habe ich mir in den Kopf gesetzt, drei Mal Olympia zu gewinnen. Das war mein übergeordnetes Ziel, aber ich wusste, dass ich dafür jedes Jahr der Beste sein musste. Man kann nicht nur alle vier Jahre der Beste sein. Ich musste so weitermachen und so lange der Beste sein, wie ich den Sport ausübe. Das hat mich immer wieder motiviert, denn ich hatte ja ein großes Ziel – drei olympische Medaillen zu holen. Nachzulassen konnte ich mir nicht erlauben; ich musste jedes Jahr ganz vorne mit dabei sein. Das war meine Motivation für die großen Wettbewerbe.
Wie wichtig ist die Vorbereitung, um gute Leistung zu erbringen?
Vorbereitung ist sehr wichtig. Ich sehe (immer noch) viele, die sehr hart trainieren, aber schlussendlich keine gute Leistung bringen, weil sie ihren Geist nicht mit trainiert haben. Mentale Stärke ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Aspekte. Ich glaube, viele Läufer haben keine mentale Stärke oder sind mental nicht vorbereitet, wenn sie antreten. Man muss sich darauf vorbereiten, Leistung abrufen zu können.
Wie wichtig ist es für dich, aus Fehlern zu lernen?
Das ist sehr wichtig. Mein Trainer sagte immer: „Man muss lernen, zu verlieren, bevor man lernt, zu gewinnen.“ Für mich hat das zunächst keinen Sinn ergeben, aber ich weiß, er wollte nur sagen, dass man aus seinen Fehlern lernen muss, selbst wenn man gewinnt. Manchmal, nach einem guten Rennen, zum Beispiel als ich den Weltrekord aufgestellt habe, habe ich ihn gefragt: „Coach, war das ein gutes Rennen?“ Er: “Nein.“ Ich will damit sagen, man lernt immer, aus seinen Fehlern genauso wie aus seinen Siegen. Man kann immer etwas verbessern. Ich denke, man kann aus jeder Situation etwas mitnehmen.
„Arbeite an deinem Talent, um das Beste aus dir rauszuholen.“
Was waren die schwierigsten Momente in deiner Laufbahn?
Mein Fehlstart 2011 war ein schwieriger Moment. Ich hatte bis dahin noch nie einen Fehlstart bei einem Wettbewerb oder auch sonst gehabt – ich habe generell keine Fehlstarts. Es fiel mir schwer, das hinter mir zu lassen und dann die 200 Meter zu laufen. Auch 2015 war ein schwieriges Jahr für mich. Das war das Jahr, in dem Justin Gatlin auf dem Höhepunkt seiner Karriere war. Er hatte eine gute Saison und ich musste mit einer Verletzung nach der anderen kämpfen.
Welchen Rat hast du für junge Läufer?
Hingabe! Als Sportler hat man es nicht einfach, muss immer wieder mit Rückschlägen fertigwerden. Bau dein Talent aus, geh aufs Ganze und genieß die Reise. Der Weg ist nicht leicht, aber mit harter Arbeit und mit Einsatz schaffst du es. Halte durch!
Wie sieht die Zukunft für Usain Bolt aus?
Ich fange gerade als Geschäftsmann an, versuche mich in verschiedenen Bereichen, nehme verschiedene Möglichkeiten wahr und arbeite weiterhin mit meinen Ausrüstern, wie PUMA. In meinem Leben ist gerade viel los; ich glaube, ich habe mehr zu tun als während meiner aktiven Zeit. Ich bin sehr beschäftigt.
Vielen Dank, Usain.
