Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz

ZIELBESCHREIBUNG:

  • keine tödlichen Unfälle
  • Reduzierung der Unfallrate auf 0,5 bei PUMA und unseren Lieferanten
  • Gebäudesicherheitsüberprüfungen in Hochrisikoländern*

Bezieht sich auf Ziel Nr. 3 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

Grafik 72

Beispiele aus dem Aktionsplan 10FOR25:

  • Ausweitung der Gebäudesicherheitsüberprüfungen auf Indonesien
  • Sicherstellung regelmäßiger, fachgerechter Risikobeurteilungen

Relevante Kennzahlen:

  • Anzahl der tödlichen Unfälle in PUMAs Fabriken der Ebene 1 und Kernfabriken der Ebene 2
  • durchschnittliche Verletzungsrate bei PUMA
  • durchschnittliche Verletzungsrate bei Kernlieferanten der Ebene 1
  • Anzahl der Fabriken, die im Rahmen unseres Building Safety Assessment Program überprüft werden

Die Gewährleistung sicherer Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter*innen und die Hunderttausenden Mitarbeiter*innen unserer Produktionspartner ist ein ethisches Gebot. 2015 haben wir uns zum Ziel gesetzt, tödliche Unfälle zu verhindern und die Anzahl an Arbeitsunfällen zu mindern. 2021 haben wir dann das Lieferantenhandbuch zum Thema Arbeitssicherheit überarbeitet und um verpflichtende Überprüfungen des betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutzes ergänzt. Zudem haben wir die PUMA-Richtlinie zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter*innen veröffentlicht. Unsere Ziele zu Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sind an die Boni für unser globales Führungsteam gekoppelt.

*Länder mit hohem Risiko werden durch den Gebäudesicherheitsindex definiert, der auf Verstößen gegen die Vorgaben bezüglich Baugenehmigungen, Gebäuden mit mehreren Mietern, struktureller Integrität, Lüftung und Heizung oder lagerbezogener Themen basiert.

BETRIEBLICHE GESUNDHEIT UND SICHERHEIT AN PUMA-STANDORTEN

In unserer Unternehmenszentrale haben wir ein Komitee für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz eingesetzt, dass unser Managementsystem für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz überwacht. Dem Komitee gehören ein Facharzt für berufsbezogene Erkrankungen, eine Fachperson für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Vertreter*innen der Mitarbeiter*innen an. 2023 haben wir das Managementsystem für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz unserer Unternehmenszentrale nach ISO 45001 zertifizieren lassen.

Damit die weltweite Umsetzung der PUMA-Richtlinie zu Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet ist, haben unsere größten Tochtergesellschaften für das Thema eigene Komitees auf Länderebene bzw. eigene Expert*innen. Seit über zehn Jahren haben sich weltweit keine tödlichen Unfälle an PUMA-Standorten ereignet. Im Einklang mit unseren Zielen konnten wir auch die Anzahl der Unfälle, die eine Arbeitsunterbrechung erforderlich machten, seit 2019 unter 0,5 halten – pro 100 Mitarbeiter*innen mit Vollzeitverträgen wurden also weniger als 0,5 Unfälle erfasst.

Im vergangenen Jahr wurde dieses Ziel durch die Fortführung unseres E-Learnings zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz unterstützt. Über 80 % der PUMA-Mitarbeiter*innen weltweit wurden durch Schulungen über die Vermeidung von Unfällen und arbeitsbezogener Gesundheitsschäden aufgeklärt.

An unseren großen Standorten weltweit bieten wir neben Sportanlagen auch ausgewogenes Kantinenessen und Kurse zur Work-Live-Balance an. Einzelheiten zu PUMAs Wellbeing-Programm sind im Kapitel „Unsere Mitarbeiter*innen“ zu finden.

GESUNDHEIT UND SICHERHEIT In der BESCHAFFUNGSKETTE

Neben unserem laufenden Auditprogramm, welches Überprüfungen hinsichtlich des betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutzes umfasst, haben wir unser Building Safety Program in denjenigen Ländern umgesetzt, in denen wir Risiken erkannt haben. Zudem haben wir fachgerechte Risikobeurteilungen bei unseren größten Produktionspartnern eingeführt. Trotz dieser Präventivmaßnahmen ist im vergangenen Jahr ein Arbeiter einer Fabrik in Indien nach einem Arbeitsunfall verstorben. Die Vermeidung von Arbeitsunfällen steht bei PUMA nach wie vor an oberster Stelle.

SCHULUNGEN ZU RISIKOBEURTEILUNGEN HINSICHTLICH betrieblicher GESUNDHEIT UND SICHERHEIT FÜR UNSERE LIEFERANTEN

2021 haben wir unser Handbuch für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz aktualisiert, um den Fabrikleitungen und den Fachverantwortlichen den Umgang mit den entsprechenden Prozessen und Tools zu erleichtern.

2021 und 2022 haben wir Schulungen zu Risikobeurteilungen hinsichtlich betrieblicher Gesundheit und Sicherheit bei Kernlieferanten der Ebene 1 und 2 durchgeführt und die Fortschritte vor Ort von einer externen Auditfirma prüfen lassen.

Bei allen Fabriken, die an den Schulungen teilgenommen hatten, wurden gegenüber 2022 weniger Verstöße gegen die Sicherheitsvorgaben für das Chemikalienmanagement (-3 %) und für Elektrik und Mechanik
(-2 %), jedoch mehr Verstöße im Bereich der Lärmbelästigung festgestellt. Gemeinsam mit unseren Lieferanten werden wir 2024 an Verbesserungsmaßnahmen arbeiten.

In Anlehnung an das Material des International Training Center (ITC) der ILO hat PUMAs Nachhaltigkeitsteam im vergangenen Jahr Schulungen zur Vermeidung und Meldung von Unfällen entwickelt und Train-the-Trainer-Kurse für 266 Führungskräfte in 102 Fabriken (Kernlieferanten der Ebene 1 und alle Fabriken in Indien und Sri Lanka) durchgeführt. Die Teilnehmer*innen haben das Gelernte dann an 115.588 Arbeiter*innen in 59 Fabriken weitergegeben, insgesamt 117.695 Schulungsstunden. Einige Führungskräfte haben die Schulung erst Ende 2023 absolviert; wir werden die Durchführung der Schulungen für deren Arbeiter*innen 2024 kontrollieren.

4.364 Arbeiter*innen aus acht Fabriken in Kambodscha und Indonesien (51 % der Belegschaft) haben das E-Learning von Better Work zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz über die Handy-App WOVO absolviert.

PROGRAMM ZUR GEBÄUDESICHERHEIT und RISiKobeurteilungen

Die Gewährleistung eines sicheren Arbeitsumfelds hat für PUMA Priorität und wir führen regelmäßige Gebäudesicherheitsüberprüfungen in den Hochrisikoländern entlang unserer Beschaffungskette durch. Zwischen 2015 und Ende 2023 haben wir im Rahmen unseres Programms Überprüfungen in Bangladesch, Indien, Indonesien und Pakistan durchgeführt.

↗ T.13 PROGRAMM ZUR GEBÄUDESICHERHEIT

Land

Anzahl Fabriken

Anmerkungen

Bangladesch

21

im Rahmen unserer Mitgliedschaft im Bangladesch Accord

Indien

6

in Kooperation mit AsiaInspection bzw. Elevate

Indonesien

5

in Kooperation mit AsiaInspection

Pakistan

8

In Kooperation mit Elevate: 3 (2 über Accord, 1 außerhalb des Accord)
registriert im Pakistan Accord, aber bisher noch nicht bewertet: 5

2023 haben wir mit Hilfe des Tools EIQ alle Beschaffungsmärkte ermittelt, die in Bezug auf die Gebäudesicherheit als Hochrisikoländer gelten. Zwei Fabriken in Indonesien und vier in Indien wurden in diese Kategorie eingestuft. Die vier in Indien hatte Elevate bereits im Vorjahr auf Gebäudestruktur, Brandschutz und Elektrik geprüft. Eine ähnliche Überprüfung fand 2023 in den beiden Fabriken in Indonesien statt. Dank der aktiven Zusammenarbeit der vier Lieferanten in Indien konnten 69 % der Verstöße bis Ende 2023 behoben werden. Wir werden auch die Behebung der anderen Probleme nachverfolgen.

Drei Überprüfungen der Gebäudesicherheit bei Fabriken in Indonesien wurden 2018 durchgeführt, zwei weitere im vergangenen Jahr. Wir haben die Korrekturmaßnahmen der drei Fabriken begleitet. Zwei haben staatliche Gebäudesicherheitszertifikate erhalten, eine wird Anfang 2024 zertifiziert.

  • Fallstudie
Gebäudesicherheit in Indien

Elevate hat 2022 bei einer Fabrik des größten Schuhzulieferers in Indien eine Überprüfung der Gebäudestruktur, Brandschutz und Elektrik und 2023 die Nachprüfung durchgeführt. Beim ersten Mal wurden 75 Verstöße festgestellt, 22 davon wurden als wesentlich eingestuft. PUMA hat die Nachkontrolle vor Ort gemeinsam mit der Fabrikleitung durchgeführt; diese hat einer Machbarkeitsstudie durch Expert*innen und der Umsetzung von Korrekturmaßnahmen zugestimmt. Die Fabrik hat über US$ 41.000 in Brandschutzgerät, in die Verstärkung der Gebäudestruktur, in Schalttafeln und weitere Verbesserungen investiert und bis zur Nachprüfung im September 2023 92 % der Verstöße behoben. Die offenen Fälle sind zeitintensiver; deren Klärung werden wir 2024 kontrollieren.


AccORD

Als weitere Unterstützung der Programme von ACCORD International haben wir Anfang März 2023 auch ACCORD Pakistan unterzeichnet. Sieben Zulieferfabriken nehmen am Programm teil, darunter zwei der drei, die im Vorfeld von Elevate und anderen Drittorganisationen geprüft wurden. Zudem haben wir die Teilnahme einer weiteren Fabrik beantragt, die sich qualifiziert hat und Mitte 2023 in PUMAs Lieferantenstamm aufgenommen wurde.

Zwei Fabriken stellen keine Textilien her und haben sich daher nicht für ACCORD Pakistan qualifiziert. Eine gehört seit Q4/2022 zu den PUMA-Fabriken und wird 2024 geprüft. In der zweiten hat Elevate 2017 und 2021 Prüfungen von Gebäudestruktur, Brandschutz und Elektrik durchgeführt, nach der sich die Fabrikleitung Unterstützung bei der Behebung der Verstöße bei einer externen Organisation geholt hat. 2024 findet dort die Nachprüfung zur Messung des Fortschritts statt.

Die Abhilferate nach im Rahmen von Erstbewertungen erfassten Verstößen in unseren Fabriken, die am Programm von ACCORD Bangladesch teilnehmen, liegt bei 94 % und damit über dem Durchschnitt aller Programmteilnehmer (91 %). Acht der 21 aktiven ACCORD-Fabriken konnten alle Verstöße beheben, die bei Erstbewertungen angezeigt wurden; bei weiteren sieben lag die Abhilferate zwischen 90% und 98%. Sechs haben nur zwischen 0 % und 89 % erzielt; bei zwei davon hat ACCORD im vergangenen Jahr keine Nachprüfung durchgeführt, zwei weitere waren ACCORD erst kurz zuvor beigetreten und bei den anderen beiden reichten die Abhilfemaßnahmen nicht aus. Wir werden auch 2024 mit diesen Fabriken an der Umsetzung des ACCORD-Abhilfeplans arbeiten.

unfälle

In einer unserer Fabriken in Indien ist ein Elektriker nach einem Arbeitsunfall im vergangenen Jahr verstorben. Er stürzte vom Fabrikdach, wo er ohne gesicherte Leiter oder Gurt gearbeitet hatte. Nach 55 Tagen Krankenhausaufenthalt verschlechterte sich sein Zustand und er starb. Die Fabrikleitung hat die Behandlungskosten übernommen und die gesetzlich vorgeschriebene Entschädigung sowie einen zusätzlichen Betrag an die Familie des Verstorbenen gezahlt. Nach der Untersuchung und Gefährdungsrisikobeurteilung durch einen unabhängigen Experten wurde das Fabrikdach gesichert, unter anderem wurden Gurthaken angebracht. Zur Vermeidung weiterer Unfälle wurde zudem die Belegschaft zu Gefährdungen und Risiken geschult und die Überwachung von Situationen mit Verletzungsrisiko wurde verstärkt. Wir bedauern diesen tragischen Unfall zutiefst.

verletzungsrate

Die durchschnittliche Verletzungsrate lag bei 0,2 %. Wir haben die Umsetzung der Verbesserungspläne in den Fabriken nachverfolgt, die aufgrund der von PUMA seit 2021 durchgeführten Schulungen zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, einschließlich zur Vermeidung und Meldung von Unfällen, erstellt wurden. Angesichts der globalen gesamtwirtschaftlichen Lage, die zu einem veränderten Kaufverhalten der Kund*innen geführt hat, sind die Aufträge in der ersten Jahreshälfte 2023 zurück gegangen, haben sich in der zweiten Jahreshälfte jedoch stabilisiert. Dies hatte nicht nur reduzierte Arbeitszeiten und weniger Beschäftigung von Leiharbeiter*innen, sondern auch ein geringeres Verletzungspotenzial und damit eine Senkung der durchschnittlichen Verletzungsrate zur Folge.

↗ T.14 VERLETZUNGSRATE BEI KERNLIEFERANTEN

Land

2023​

2022​

2021​

2020​

Bangladesch

0,3​

0,6​

0,5​

0,4​

Kambodscha

0,3​

0,4​

0,3​

0,2​

China

0,4​

0,3​

0,3​

0,6​

Indonesien

0,3​

0,2​

0,2​

0,2​

Vietnam

0,1​

0,1​

0,1​

0,2​

Durchschnitt*

0,3​

0,3​

0,3​

0,4​

Tödliche Unfälle**

1​

2​

0​

0​

* Durchschnitt der fünf Länder, die in der Tabelle enthalten sind. Die globale Verletzungsrate für PUMAs Kernlieferanten war 0,2 in 2023

** Inklusive Nicht-Kernlieferanten

PILOTprojekt zur vermeidung von arbeitsunfällen in BANGLADEScH

Trotz der deutlichen Fortschritte, die der Konfektionssektor in Bangladesch bei der Schaffung angemessener und sicherer Arbeitsbedingungen erzielt hat, steht ein umfassendes Employment Injury Scheme (EIS, Programm zur Versicherung von Arbeitsunfällen) gemäß den internationalen Standards der Employment Injury Benefits Convention der ILO noch aus. Mit einem Pilotprojekt will die Regierung des Landes dauerhaft Beeinträchtigten und den Angehörigen verstorbener Arbeiter*innen ein Ersatzeinkommen sichern. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben das Programm gemeinsam entwickelt und die Umsetzung sowie den Übergang zu einem dauerhaften EIS nach drei bis fünf Jahren vereinbart.

Über das EIS werden regelmäßige Zahlungen bzw. Renten als Aufstockung der Pauschalzahlungen des Zentralfonds geleistet, wodurch die Höhe der Leistungen mit der ILO-Konvention Nr. 121 vereinbar wird. Diese Zahlungen werden von internationalen Marken finanziert.

Mit unserer Selbstverpflichtung zum EIS- Pilotprojekt in Bangladesch Anfang 2023 – gemeinsam mit sieben weiteren Marken – wollen wir zur Sicherung angemessener Lebensbedingungen für Betroffene und deren Familien beitragen. Unsere aktive Mitwirkung umfasst neben der finanziellen Unterstützung auch Feedback zu Lernzwecken.

Laut den EIS-Daten, Stand 31. Dezember 2023, wurden im Rahmen des Pilotprojekts Entschädigungen in 13 Todesfällen gezahlt. Das EIS-Komitee hat insgesamt BDT 932.766 – BDT 5.241 pro Monat – direkt an die betroffenen Familien ausgezahlt. Zudem erhalten acht dauerhaft Beeinträchtigte lebenslang insgesamt BDT 5.837.724.

Gemäß den EIS-Richtlinien bleiben die Namen der Fabriken und der Arbeiter*innen anonym. Daher können wir nicht mit Gewissheit sagen, ob die beiden Familien, deren Mitglieder nach einem Arbeitsunfall verstorben sind (wir hatten in unserem Geschäftsbericht 2022 darüber berichtet), die Entschädigung erhalten haben.

*
Länder mit hohem Risiko werden durch den Gebäudesicherheitsindex definiert, der auf Verstößen gegen die Vorgaben bezüglich Baugenehmigungen, Gebäuden mit mehreren Mietern, struktureller Integrität, Lüftung und Heizung oder lagerbezogener Themen basiert.