Kreislaufwirtschaft

ZIELBESCHREIBUNG:
  • Einführung bzw. Teilnahme an Produkt-Rücknahmeprogrammen in wesentlichen Märkten
  • Reduzierung von Produktionsabfall auf Deponien um mindestens 50 % (gemeinsames Ziel)
  • Entwicklung von recycelten Materialalternativen zu Leder, Gummi, Baumwolle und Polyurethan (gemeinsame Ziele)

Bezieht sich auf die Ziele Nr. 9, 12, 14 und 15 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

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RELEVANTE KENNZAHLEN:
  • Anteil der wesentlichen Märkte mit Rücknahmeprogrammen
  • Menge an Produktionsabfall auf Deponien
  • Anteil an Polyester, Baumwolle, Leder, Gummi und Polyurethan aus recycelten Quellen

Wir sind uns bewusst, dass das aktuelle lineare Geschäftsmodell unserer Branche sehr weit vom Ideal der Kreislaufwirtschaft entfernt ist. Die zunehmende Anzahl von Textilabfall, die auf Mülldeponien entsorgt wird, stellt ein neues Risiko dar. Deshalb gehören die Neuorientierung für unsere Produktionsvorgänge und ein auf Kreislaufwirtschaft basierendes Geschäftsmodell auch zu den Prioritäten unserer Nachhaltigkeitsstrategie für die nächsten Jahre.

Unser Weg nimmt mit dem Produktdesign seinen Lauf. Wir haben ein E-Learning zum Thema Kreislaufwirtschaft für alle PUMA-Mitarbeiter*innen eingeführt, das auf unsere Schulungen zu zirkulärem Design und Kreislaufwirtschaft aufbaut. Auf der Grundlage von PUMAs Identität und unseren Materialien haben wir Konzepte für zirkuläres Design festgelegt, die auf die Langlebigkeit und Kreislauffähigkeit unserer Produkte abzielen. Im E-Learning geht es um unsere Richtlinie zur Kreislaufwirtschaft und um zirkuläres Design.

2023 haben unsere größten Geschäftsbereiche in Workshops zum Thema die Möglichkeiten der Anwendung der Kreislaufwirtschaft auf PUMAs umsatzstärkste Produkte erläutert.

innovation zur Kreislaufwirtschaft

Seit 2021 sprechen wir im Rahmen des PUMA Circular Lab mit unseren Kund*innen über Kreislaufwirtschaft und lernen gemeinsam. Das erste Projekt war RE:SUEDE, ein Experiment für einen biologisch abbaubaren Schuh aus chromfreiem Zeolith-Wildleder, Hanffasern und Baumwolle mit einer Sohle aus biologisch abbaubaren thermoplastischen Elastomeren (TPE). 2022 kam die erste Auflage mit 500 Paar auf den Markt. Sie wurden von Testpersonen sechs Monate lang getragen und dann an PUMA zurückgeschickt. Ende des Jahres wurden über 400 Paar in einer industriellen Kompostieranlage in den Niederlanden für die Testkompostierung 2023 vorbereitet. Für alle, die sich für die Kompostierbarkeit von Schuhen interessieren, haben wir dieErgebnisse veröffentlicht.

Im Bereich Textilien haben wir unser Textile-to-Textile-Recyclingprojekt ausgeweitet, das unter dem Namen RE:JERSEY begonnen hat und in RE:FIBRE umbenannt wurde. Mit einem innovativen chemischen Prozess werden Textilabfall und getragene oder (beispielweise aufgrund abgelaufener Lizenzverträge) unverkäuflich gewordene Polyesterbekleidung zu neuen Textilien recycelt. Unsere Projektpartner sind die PUMA-Mannschaften Manchester United, AC Mailand, Olympique de Marseille und Borussia Dortmund sowie der Schweizer Fußballverband. Die Polyesterkleidung, die wir in deren Fan-Shops und im PUMA-Store in Herzogenaurach sammeln, wird sortiert und, wenn möglich, in Recyclingverfahren zu neuen Polyesterprodukten verarbeitet.

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Aktivierung zu RE:FIBRE mit dem BVB, Manchester City und dem AC Mailand.

Bei der Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Australien spielte die Schweizer Mannschaft in Trikots aus RE:FIBRE-Polyester. 2024 wollen wir das Projekt vorantreiben und auf die Fantrikots aller großen Fußballvereine und -verbände – über eine Million Stück – ausweiten.

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Die Schweizer Nationalmannschaft der Frauen spielte bei der Weltmeisterschaft in Australien in RE:FIBRE-Trikots.

Zudem beschäftigen wir uns mit innovativen Recyclingprozessen für Baumwolle, so zum Beispiel der Nutzung von 100 % recycelter Baumwolle (Pre-Consumer) für ausgewählte Produkte oder der Herstellung viskoseähnlicher Materialien aus Baumwollabfällen.

nutzung Recycelter Materialien

Wir halten unsere Lieferanten an, ihren für PUMA-Produkte anfallenden Textilabfall der Wiederverwendung bzw. dem Recycling zuzuführen, entweder über branchenexterne Anwendungen oder, im Idealfall, durch Recycling von Verschnitt in neue Polyester- oder Baumwollgarne.

Unsere Ziele hinsichtlich Kreislaufwirtschaft umfassen die vermehrte Verwendung von recyceltem Polyester ebenso wie den Einsatz recycelter Alternativen zu Leder, Gummi und Polyurethan, die Materialien, die wir nach Baumwolle und Polyester am häufigsten verarbeiten. In unserem Portfolio haben wir recycelte Alternativen für alle der genannten Materialien. 2023 haben wir zudem die Verwendung von Sekundärrohmaterialien aus innovativen Technologien für die Schuhtrennung geprüft.

Eine Million Produkte unserer Downtown-Kollektion aus mindestens 20 % recycelter Baumwolle haben wir im vergangenen Jahr produziert.

Die Verwendung von recyceltem Polyester haben wir von 14 % im Jahr 2020 auf fast 62 % im Jahr 2023 erhöht. Auch den Anteil recycelter Baumwolle für unsere Textilien haben wir zwischen 2020 und 2023 von 0,6 % auf 8,6 % und für Schuhe von 0,5 % auf 1,6 % erhöht.

pre- UND post-consumer-ABFaLL entlang unserer beschaffungskette

Unsere Kernlieferanten der Ebene 1 haben im vergangenen Jahr ca. 77 % des Pre-Consumer-Abfalls wiedergenutzt oder recycelt, 20 % mehr als im Vorjahr. Bei den Kernlieferanten der Ebene 2 waren es ca. 94 %, ein Anstieg um 4 %. Dies ist vorrangig auf die verbesserte Entsorgungspraxis unserer Lieferanten zurückzuführen, durch die weniger Abfall auf Deponien landet. Verbrannt wurden 7,2 % des Textil- und Stoffabfalls der Kernfabriken der Ebene 1, bei denen der Ebene 2 war es lediglich 1 %. 

↗ T.41 PRE- UND POST-CONSUMER ABFALL1

Volumen recyceltes Leder, aus Produktionsabfall

1,5 Tonnen

Volumen recycelte Baumwolle, aus Produktionsabfall

2.901 Tonnen

Volumen recycelter Polyester, aus Post- und Pre-Consumer-Abfall

27.042 Tonnen

Volumen recyceltes Nylon, aus Produktionsabfall

168 Tonnen

Kernlieferanten Ebene 1*

Kernlieferanten Ebene 2**

Menge Pre-Consumer-Abfall pro Jahr

37.379 Tonnen

208.489 Tonnen

Anteil Pre-Consumer-Abfall für Wiedernutzung oder Recycling

76,9 %

94,3 %

Anteil vernichteter Textilien und Stoffe (zur Verbrennung)

7,2 %

1,0 %

* Kernlieferanten der Ebene 1: Kleidung, Schuhe und Accessoires (54 Fabriken)

** Kernlieferanten der Ebene 2: Leder, Polyurethan und Textil (40 Fabriken)

1Die Werte für November und Dezember 2023 wurden mit Hilfe des Algorithmus der exponentiellen Glättung (ETS) in Microsoft Excel geschätzt, wobei Daten von Januar bis Oktober 2023 verwendet wurden. Dieser Ansatz wurde gewählt, nachdem er mit alternativen Methoden verglichen wurde, wobei seine Leistung im Vergleich zu den tatsächlichen historischen Daten, insbesondere in Bezug auf die prozentuale Abweichung von den tatsächlichen Werten, berücksichtigt wurde. Die ETS-Methode zeigte eine höhere Genauigkeit und Präzision im Vergleich zu anderen Methoden, wie z. B. der Durchschnittsbildung der letzten 10/12 Monate oder der Multiplikation der geschätzten Produktion mit der durchschnittlichen Kennzahl (pro Produktionseinheit) aus den 12 Monaten der Daten von November 2021 bis Oktober 2022.

↗ T.42 STOFFABFÄLLE1-4

Jahr

Stoffabfälle Gesamt
(in Tonnen)

Wieder-verwendung & Recycling
(in Tonnen)

Wieder-verwendung & Recycling (%)

Verbrennung (in Tonnen)

Verbrennung (%)

Deponie
(in Tonnen)

Deponie (%)

Kernlieferanten der Ebene 1 - Schuhe

2023

5.681,2

2.503,1

44 %​

2.486,7

44 %​

691,4

12 %​

2022

6.554,4

2.348,0

36 %​

4.184,2

64 %​

22,3

0 %​

Kernlieferanten der Ebene 1 - Kleidung

2023

6.245,5

6.222,2

100 %​

23,4

0 %​

-

0 %​

2022

8.324,0

8.145,0

98 %​

179,0

2 %​

-

0 %​

Kernlieferanten der Ebene 1 - Accessoires

2023

231,6

231,5

100 %

0,1

0 %​

-

0 %​

2022

990,6

236,4

24 %​

0,1

0 %​

754,3

76 %​

Kernlieferanten der Ebene 2 - Textil

2023

1.933,9

1.838,7

95 %​

95,3

5 %​

-

0 %​

2022

2.073,8

2.056,0

99 %​

17,9

1 %​

-

0 %​

Kernlieferanten der Ebene 2 - Polyurethan

2023

170,3

88,2

52 %​

82,1

48 %​

-

0 %​

2022

182,8

181,1

99 %​

1,7

1 %​

-

0 %​

Gesamt

2023

14.262,5

10.883,7

76 %​

2.687,5

19 %​

691,4

5 %​

2022

18.126,1

12.966,5

72 %​

4.382,9

24 %​

776,6

4 %​

*Stoffabfälle stammen aus PU-beschichtetem Material mit Stoffrücken (PU oben und Stoff unten)

1Die Daten enthalten Extrapolation und Abschätzungen falls keine Echtdaten verfügbar waren

2Kernlieferanten der Ebene 1: Kleidung, Schuhe und Accessoires (54 Fabriken)

3Kernlieferanten der Ebene 2: Leder, Polyurethan und Textil (40 Fabriken)

4Die Werte für November und Dezember 2023 wurden mit Hilfe des Algorithmus der exponentiellen Glättung (ETS) in Microsoft Excel geschätzt, wobei Daten von Januar bis Oktober 2023 verwendet wurden. Dieser Ansatz wurde gewählt, nachdem er mit alternativen Methoden verglichen wurde, wobei seine Leistung im Vergleich zu den tatsächlichen historischen Daten, insbesondere in Bezug auf die prozentuale Abweichung von den tatsächlichen Werten, berücksichtigt wurde. Die ETS-Methode zeigte eine höhere Genauigkeit und Präzision im Vergleich zu anderen Methoden, wie z. B. der Durchschnittsbildung der letzten 10/12 Monate oder der Multiplikation der geschätzten Produktion mit der durchschnittlichen Kennzahl (pro Produktionseinheit) aus den 12 Monaten der Daten von November 2021 bis Oktober 2022.

Mit Ausnahme der Schuhherstellung, wo noch immer Textilabfall auf Deponien entsorgt wird, wird der Textilabfall aus der Herstellung unserer Textilien, Accessoires, Stoffe und Synthetik-Produkte zu 100 % anderweitig verarbeitet. Im Vergleich zu 2022 wurde mehr Textilabfall wiedergenutzt oder recycelt und weniger verbrannt. Diese Entwicklung ist auf die verbesserte Entsorgungspraxis zurückzuführen und spiegelt den schrittweisen Übergang unserer Lieferanten zur Kreislaufwirtschaft wider. Der Anteil, der auf Deponien landet, blieb unverändert.

2023 wurden 95 % des Textilabfalls aus der Herstellung von PUMA-Produkten verwertet: 76 % wurden entweder wiederverwendet oder recycelt, 19 % wurden verbrannt. Nur 5 % landeten auf Mülldeponien.

PRODUKTRÜCKNAHMEPROGRAMME

Um unserer Verantwortung als Hersteller nachzukommen und zukünftig Optionen für kreislauffähige Materialströme zu nutzen, haben wir uns bis 2025 auch ein Ziel für Rücknahmeprogramme in unseren größten Märkten gesetzt.

Im vergangenen Jahr haben wir in der Schweiz ein neues Rücknahmeprogramm eingeführt, in ausgewählten Stores in Argentinien und China testweise Rücknahmeboxen aufgestellt und unser Rücknahmeprogramme in den USA auf den Produktbereich Textilien ausgeweitet. Hiermit ergänzen wir unsere bestehenden Programme in Australien, Hongkong und in den USA sowie mit den Vereinen, die am RE:FIBRE-Projekt teilnehmen. Im Rahmen seiner Zusammenarbeitet mit Soles4Souls konnte PUMA Nordamerika 4.348 kg getragener Schuhe sammeln, die für gemeinnützige Zwecke wiederverwendet werden. In Australien kamen 3.900 kg getragener Produkte zusammen.

Dank unserer Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Crossroads Foundation können PUMA-Kund*innen in Hongkong seit September 2019 Textilien aller Marken in Recyclingtonnen in vier ausgewählten PUMA-Stores abgeben und benachteiligte Menschen weltweit unterstützen. 2023 wurden dort 1.442 kg gebrauchter Kleidung und in unserer Unternehmenszentrale in Deutschland weitere 385 kg über unser Rücknahmeprogramm gesammelt – erstmals kamen somit insgesamt zehn Tonnen Produkte zusammen, die recycelt oder gespendet werden können. Für 2024 haben wir uns vorgenommen, unser Produktrücknahmeprogramm unter anderem in Indien und Deutschland weiter auszubauen.

SWAP Shops

SWAP Shops stehen für den kostenlosen und lokalen Tausch von Kleidungsstücken und anderen Artikeln – eine gute Gelegenheit, die eigene Garderobe aufzufrischen, ohne Geld für Neues ausgeben zu müssen. Produkte erhalten ein zweites Leben und nebenbei wird die Nachhaltigkeit auf unterhaltsame Weise gefördert. Mit dem Ziel, die Kultur des Recycle and Reuse zu fördern, wurde 2023 der vierte PUMA SWAP Shop in Hongkong eröffnet. Bei dem öffentlichen Event konnten Kleidung und Accessoires getauscht werden. Über 460 Gäste spendeten mehr als 2.320 Stücke (mehr als vier pro Person). 67 Kisten Bekleidung (1.013 kg) wurden an die Nichtregierungsorganisationen Crossroads Foundation und Redress weitergegeben. Ein SWAP Shop für Mitarbeiter*innen fand zum zweiten Mal an unserer Unternehmenszentrale in Herzogenaurach statt. Hier wurden über 400 Produkte getauscht; der Rest wurde über PUMAs gemeinnützige Organisation Charity Cat verteilt. Erstmals hat auch PUMA Nordamerika einen SWAP Shop veranstaltet und viele positive Rückmeldungen der 130 Mitarbeiter*innen erhalten, die über 1.000 Artikel getauscht haben.

 Grafik 89
Der SWAP Shop von PUMA Nordamerika

hinweise zur PRODUkTpflege

Seit 2023 veröffentlichen wir Hinweise zur Pflege und Reparatur von PUMA-Produkten, die unseren Kund*innen helfen sollen, den Zustand ihrer Textilien und Accessoires länger zu erhalten. Basierend auf den Hauptgründen für die Entsorgung von Sportswear empfehlen wir einfache Tipps, wie z.B. die Flecken- und Geruchsbeseitigung mit natürlichen Mitteln ebenso wie die bewusste Nutzung von Waschmaschine und Trockner zur Reduzierung der Umweltauswirkungen in der Nutzungsphase.

UNVERKÄUFLICHE PRODUKTE

In manchen Fällen geben vertragliche Einschränkungen, zum Beispiel nach Ablauf eines Lizenzvertrags mit einem Partnerverein, vor, dass nicht verkaufte Produkte entsorgt werden müssen. PUMAs Prozesse stellen sicher, dass unsere Produkte nur in Ausnahmefällen diesen Weg gehen müssen. Mit Produktionsprognosen, die so präzise wie möglich erstellt werden, wirken wir hohen Lagerbeständen entgegen und vermeiden die damit einhergehenden Verwaltungskosten. Saisonale Produkte werden so lange über verschieden Kanäle angeboten, bis sie verkauft sind. Retouren kommen in den Verkauf zurück, sofern sie noch ungetragen sind, oder werden gespendet, wenn sie, außer kleinerer Mängel, in gutem Zustand sind. Entsorgt werden ausschließlich verschlissene oder stark beschädigte Retouren. Neue Produkte sollten nur auf ausdrückliches Verlangen des Lizenzpartners nach Vertragsablauf vernichtet werden – nicht um Probleme im Bestandsmanagement zu lösen. Unser Berichtswesen ermöglicht in diesen Fällen die genaue Identifizierung der Mengen und der Ursachen. Das Gesamtvolumen aller im vergangenen Jahr vernichteten Produkte entsprach 0,25 % unseres gesamten Materialverbrauchs. Sofern vorhanden, wurden sie in einer Recyclinganlage, ansonsten im Reißwolf entsorgt.

ROADMAP FÜR ABFALL UND RISIKOBEURTEILUNGEN

2021 haben wir eine Roadmap für die Abfallvermeidung erstellt und eine Risikobeurteilung durchgeführt.

abfall an pumas standorten

Den Großteil des Abfalls an unseren eigenen Standorten machen Papier und Kartonagen aus, hauptsächlich Außenverpackungen, Schuhkartons und Papier in unseren Büros, sowie Polyethylen-Tüten als Transportverpackungen für unsere Produkte und haushaltsüblicher Abfall, z. B. Grünabfall aus unseren Kantinen. Da wir (mit einer Ausnahme in Argentinien) keine Produktionsstätten betreiben, beläuft sich der Sondermüll, der insgesamt an unseren Standorten anfällt, auf lediglich 36 Tonnen. Unsere Fabrik in Argentinien ist für 26 Tonnen verantwortlich, die verbleibenden neun Tonnen sind auf den Austausch alter Leuchtsysteme mit LED-Leuchten an unserer Unternehmenszentrale zurückzuführen. Sondermüll wird streng nach den rechtlichen Vorgaben entsorgt.

2023 haben wir unsere Tochtergesellschaften erneut zu Mülltrennung und Recycling aufgerufen und konnten dadurch den Anteil recycelten Abfalls von 44 % (2019) auf 64 % erhöhen.

abfall aus PUMAs Beschaffungskette

Die in unserem Geschäftsbericht veröffentlichten Daten umfassen den Materialabfall aus unserer Beschaffungskette ebenso wie den Abfall aus Produktion und Büros, einschließlich Kartonagen, Papier, Plastik, Leuchtmittel usw. So erhalten wir ein vollständiges Bild des an unseren Produktionsstandorten anfallenden Volumens. Als hohes Risiko gelten bei PUMA-Plastikabfall, Chemikalien, Schmieröl und Elektroschrott. Die Prioritäten für unser Aktivitäten basieren auf Analysen unserer Abfalldaten aus dem Jahr 2020 und der Abfallmanagementbewertung unserer Kernfabriken nach Higg FEM.

Die Schwerpunkte für die kommenden Jahre sind nachstehend aufgeführt. Einige der Maßnahmen wurden bereits 2021 umgesetzt und werden in diesem Geschäftsbericht erläutert.

  • Sensibilisierung: Im Rahmen der Schulungen zu Higg FEM haben wir 210 Zulieferfabriken erläutert, wie sie ihre Abfallkennzahlen verbessern können. Daraufhin ist die Higg FEM-Bewertung für das Abfallmodul in den vergangenen zwei Jahren im Durchschnitt von 45 % auf 53 % gestiegen und lag somit 2023 über dem Branchenmittelwert (40 %). In unseren Lieferantentreffen haben wir über unsere Ziele für die Abfallentsorgung auf Deponien informiert und in persönlichen Gesprächen mit unseren Kernlieferanten konnten wir deren Abfallkennzahlen überprüfen.
  • Überblick über die Auswirkungen: Unsere Textillieferanten recyceln teilweise Pre-Consumer-Schneideabfall zur Verwendung in den Spinnereien. 2023 haben wir eine vergleichende Lebenszyklusanalyse (LCA) für einen neuen Baumwollstoff und ein Gemisch aus 75 % neuer und 25 % recycelter Baumwolle aus Baumwollabfällen abgeschlossen. Die Einzelheiten werden im Kapitel „Produkte“ erläutert. Im vergangenen Jahr haben wir zudem Daten zum Abfallmanagement in unseren drei größten Beschaffungsmärkten erfasst, die Abfallrichtlinien zusammengetragen und die wichtigsten Stakeholder identifiziert. 
  • Interne Maßnahmen: In den vergangenen drei Jahren haben wir unseren Fokus auf die verbesserte Erfassung von Abfalldaten bei unseren Lieferanten gelegt und konnten erkennen, dass sie diese umfassend offenlegen. 
  • Kooperation und Partnerschaft: 2022 haben wir uns dem Projekt Closed Loop 2 Balance (CL2B) in Vietnam angeschlossen. Der Abschlussbericht wurde 2023 veröffentlicht. Die Global Fashion Agenda (GFA) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben die branchenübergreifende Initiative Circular Fashion Partnership ins Leben gerufen, über die durch Sammlung und Recycling von postindustriellem Abfall der Aufbau einer zirkulären Modeindustrie in den Regionen gefördert werden soll, in denen Textilien und Schuhe produziert werden. Das Projekt, zu dem wir zahlreiche interne Gespräche geführt haben und im Austausch mit der GFA und der GIZ sind, wurde bereits in Bangladesch und Kambodscha eingeführt und soll 2024 auf Vietnam ausgeweitet werden. Wir werden unser innovatives Textilrecyclingverfahren RE:FIBRE ausbauen, um den recycelten Polyester in allen Fantrikots der PUMA-Vereine und -Verbände ab 2024 durch RE:FIBRE-Polyester zu ersetzen. Mit unserem zwei Jahre andauernden Experiment RE:SUEDE haben wir bewiesen, dass eine experimentelle Version unseres Kultsneakers SUEDE unter bestimmten industriellen Bedingungen kompostiert werden kann.

abfallmanagement

2023 haben wir Beurteilungen zum Abfallmanagement in unseren drei größten Beschaffungsmärkten – Vietnam, China und Bangladesch – durchgeführt. Dafür haben wir die jeweiligen entsprechenden Gesetze geprüft und die wichtigsten Stakeholder sowie die Chancen und Risiken bezüglich des Abfallmanagements identifiziert. Die Ergebnisse lassen Verbesserungen in Gesetzen und Verordnungen zu Wasser und Abwasser erkennen – die Vorgaben werden zunehmend strenger. Zudem sind wir auf interessante Projekte, unter anderem für Abfallnachverfolgung und -recycling und Kreislaufwirtschaft, gestoßen.  

Vietnam erweitert seine Abfallverordnungen seit 2005 kontinuierlich um strenge Vorgaben. Im Rahmen seiner Selbstverpflichtung hat sich das Land zum Ziel gesetzt, Plastikmüll aus land- und meeresbasierten Quellen bis 2030 zu eliminieren. Zudem wurden gesetzliche Vorgaben an das Abfallmanagement verabschiedet, z. B. für Feststoffabfall aus Haushalten, Sondermüll und normalen industriellen Feststoffabfall. Unternehmen müssen ressourcen- und energieeffiziente Lösungen einführen, umweltfreundliche Rohmaterialien, Kraftstoffe und Materialien verwenden, Programme für sauberere Produktion, Technologien und Programme umsetzen und Maßnahmen zur Reduzierung der Abfallerzeugung implementieren (Environmental Protection Law, Chapter VI, Section 2, Article 72).

Die größten Herausforderungen für das Abfallmanagement sind die begrenzte Mülltrennung an der Quelle, die unzulängliche Recycling-Infrastruktur, der Mangel an geeigneten Daten und an verfügbaren Finanzierungsprogrammen, das fehlende öffentliche Bewusstsein und der fehlende Markt für Wertstoffe. 

Die Global Fashion Agenda (GFA) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben die branchenübergreifende Initiative Circular Fashion Partnership ins Leben gerufen, über die durch Sammlung und Recycling von postindustriellem Abfall der Aufbau einer zirkulären Modeindustrie in den Regionen gefördert werden soll, in denen Textilien und Schuhe produziert werden. 2024 wird die Initiative in Vietnam starten. Sie bietet uns die Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen in Zusammenarbeit mit anderen Marken sowie mit Herstellern und mit Unternehmen im Bereich Müllabfuhr, Müllsortierung und Textilrecycling anzugehen und Lösungen für die Trennung und die digitale Nachverfolgung von Textilabfall und für das Recycling zum größtmöglichen Nutzen, bis hin zu neuen Produkten, zu erarbeiten.  

China hat bereits 2004 eine Verordnung zur Förderung der Kreislaufwirtschaft verabschiedet. Ein besonderes Abfallimportverbot sieht hohe Strafen bei Verstößen vor, z. B. illegale Deponien. Auch ein Gesetz zum Recycling von Textilabfall wurde aufgesetzt: Bis 2025 müssen 25 % des Textilabfalls recycelt werden, 30 % bis 2030. Bei der Herstellung recycelter Fasern aus Textilabfall lautet die Vorgabe: zwei Millionen Tonnen bis 2025, drei Millionen bis 2030. Lieferanten erhalten steuerliche Anreize; Grundlage hierfür ist das Environmental Protection Tax Law, das Steuern auf Sondermüll anhand der produzierten Mengen festlegt und Lieferanten dadurch Kosteneinsparungen durch Anwendung des 3R-Prinzips (Reduce, Reuse, Recycle) ermöglicht. Hier sehen wir die Möglichkeit, mit wichtigen Stakeholdern im Land an der Verbesserung des Abfallmanagements der Fabriken zu arbeiten.

Bangladesch hat 2022 eine Verordnung zur Förderung der Kreislaufwirtschaft verabschiedet: Diese beinhaltet Recycling von 80 % des Plastikmülls bis 2030, Eliminierung von Einmalprodukten aus Plastik um 90 % bis 2026, Reduzierung des anfallenden Plastikmülls um 30 % bis 2030 und des Verbrauchs ungenutzter Materialien um 50 % bis 2030.

PUMA-Lieferanten haben ein Recyclingsystem für Pre-Consumer-Baumwollabfall entwickelt. Von 2022 bis 2023 haben wir den Anteil recycelter Baumwolle von 3,6 % auf 8,6 % der gesamten Baumwollmenge gesteigert.

  • FALLSTUDIE

Kein Müll zur Deponie

Die TST Group hat sich die drei Prinzipien des Reduction, Recycling and Detoxification zu eigen gemacht und ist auf einem guten Weg, ihr Ziel zu erreichen, keinen Abfall auf Deponien zu entsorgen. Das Unternehmen betreibt zwei Fabriken, die PUMA-Produkte herstellen – eine in China, eine in Kambodscha. Zur Abfallvermeidung in Kambodscha wird über die Chip Mong INSEE Cement Corporation Energie aus Klärschlamm gewonnen und Kohleasche aus Heizkesseln für die Herstellung von Ziegelsteinen genutzt; in beiden Ländern kommt Textilabfall für die Bodenreinigung zum Einsatz und leere Chemikalienfässer werden von den Zulieferern neu befüllt. Über diese Maßnahmen, die strenge Abfallklassifizierung und -lagerung und die Zusammenarbeit mit kompetenten Aufbereitungsunternehmen entsorgt die TST Group 99 % ihres Produktionsabfalls von insgesamt 7.398 Tonnen jährlich nicht mehr auf Deponien.  


Die Initiative Circular Fashion Partnership ist seit 2021 in Bangladesch aktiv. Die größten Partner sind im Gespräch mit der Regierung des Landes über die Formalisierung des informellen Abfallmanagementsektors. Zu den geforderten Maßnahmen zählen sowohl Steuervergünstigungen und andere Anreize für Hersteller, Recyclingverfahren in ihren Betrieben einzuführen, als auch ein umfassendes landesweites Gesetz für das nachhaltige Management von Post-Production-Abfall der Modeindustrie. Hier bietet sich uns die Gelegenheit, den vermehrten Einsatz recycelter Baumwolle in Zukunft voranzutreiben.

↗ T.43 UMWELTKENNZAHLEN - ABFALL1-6

Abfall (t)

2023

2022

2021

2020

2019

2018

2017

Ver-änderung 2023/2022

Ver-änderung 2023/2020

Gesamtabfall eigene Standorte

5.595

4.991

5.215

3.949*

3.644*

4.877

5.293

12 %

42 %

Recycelter Abfall

3.598

3.007

2.220

1.436*

1.603*

2.282

3.419

20 %

151 %

Anteil recycelter Abfall

64 %

60 %

43 %

36 %

44 %

47 %

65 %

78 %

Gesamtabfall PUMA Produktion (Kernlieferanten Ebene 1 und 2)

38.594

53.667

42.495

29.466

24.205

16.682

31.824

-28 %

31 %

Anteil Produktionsabfall auf Deponien (Kernlieferanten Ebene 1 und 2)

4,6 %

9,7 %

10,0 %

13,5 %

-66 %

Gesamtabfall PUMA Produktion (Kernlieferanten Ebene 1)

21.861

34.642

33.806

23.498

24.205

16.682

14.686

-37 %

-7 %

Anteil Produktionsabfall auf Deponien (Kernlieferanten Ebene 1)

4,6 %

12,9 %

10,3 %

9,5 %

 ​

 ​

 ​

-51 %

Gesamtabfall PUMA Produktion (Kernlieferanten Ebene 2)

16.733

19.025

8.689

5.968

 ​

 ​

17.138

-12 %

180 %

Anteil Produktionsabfall auf Deponien (Kernlieferanten Ebene 2)

4,7 %

4,0 %​

9,1 %

17,6 %

 ​

 ​

 ​

-73 %

* Abfalldaten zu PUMAs eigenen Standorten für 2019 und 2020 wurden aufgrund von Mindermeldungen neu berechnet.

1 Inklusive PUMAs eigener oder von PUMA betriebener Büros, Lager und Geschäfte sowie eigener Produktionsstandorte in Argentinien. Die sonstige Produktion ist an eigenständige Lieferanten und einige Lagerbetriebe sind an eigenständige Logistikdienstleister ausgelagert; ohne Franchise-Geschäfte.

2 Inklusive Hochrechnungen und Schätzungen, wenn keine Daten verfügbar waren.

3 Methodologische Veränderungen über die letzten drei Jahre beeinflussen die Ergebnisse.

4 Kernlieferanten der Ebene 1: Kleidung, Schuhe und Accessoires (54 Fabriken)

5 Kernlieferanten der Ebene 2: Leder, Polyurethan und Textil (40 Fabriken)

6Die Werte für November und Dezember 2023 wurden mit Hilfe des Algorithmus der exponentiellen Glättung (ETS) in Microsoft Excel geschätzt, wobei Daten von Januar bis Oktober 2023 verwendet wurden. Dieser Ansatz wurde gewählt, nachdem er mit alternativen Methoden verglichen wurde, wobei seine Leistung im Vergleich zu den tatsächlichen historischen Daten, insbesondere in Bezug auf die prozentuale Abweichung von den tatsächlichen Werten, berücksichtigt wurde. Die ETS-Methode zeigte eine höhere Genauigkeit und Präzision im Vergleich zu anderen Methoden, wie z. B. der Durchschnittsbildung der letzten 10/12 Monate oder der Multiplikation der geschätzten Produktion mit der durchschnittlichen Kennzahl (pro Produktionseinheit) aus den 12 Monaten der Daten von November 2021 bis Oktober 2022.

Auch für die absolute Abfallreduzierung bei unseren Kernlieferanten haben wir kein Ziel gesetzt, kontrollieren die entsprechenden Kennzahlen jedoch weiterhin. Lediglich 0,5% des Abfalls unserer Textillieferanten – unter anderem Materialabfall, Asche aus Heizkesseln und Klärschlamm aus Aufbereitungsanlagen – landen auf Deponien; bei unseren Schuhlieferanten sind es 6,8%. 

Die Ergebnisse lassen eine Reduzierung des Produktionsabfalls bei PUMA-Lieferanten der Ebene 1 um 7 % seit 2020 erkennen – aber auch eine Steigerung von 180 % bei unseren Lieferanten der Ebene 2, die größtenteils auf ihre präzisere Abfalldatenerfassung zurückzuführen ist. Asche aus Kohle- oder Biomasse-Heizkesseln und andere Abfallarten, die bei Lieferanten der Ebene 2 entstehen, wurden erstmalig erfasst. Gleichzeitig ist das Produktionsvolumen gestiegen, um 12 % bei Textilien und um 171 % bei Kunstleder. 76,3 % des Produktionsabfalls werden wiederverwendet oder recycelt, 18,8 % werden verbrannt und 4,8 % landen auf Deponien. Bei der Entsorgung von Produktionsabfall auf Deponien haben unsere Kernlieferanten der Ebene 1 und 2 gegenüber 2020 eine Reduzierung um 51 % bzw. 73 % erreicht und damit unser Ziel von 50 % bis 2025 übertroffen. Gründe hierfür sind neben dem verbesserten Abfallmanagement auch die genauere Nachverfolgung und Erfassung von Abfalldaten.