MENSCHENRECHTE

Zielbeschreibung:

  • Schulungen zum Thema Stärkung von Frauen für 100.000 Mitarbeiter*innen an eigenen Standorten und bei Lieferanten
  • Risikobeurteilung bei Subunternehmern und Ebene-2-Lieferanten
  • 2 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Mitarbeiter weltweit pro Jahr

Relevante Kennzahlen:

  • Anteil der geklärten Beschwerden von Mitarbeiter*innen
  • Anzahl der Fabriken mit A-, B+-, B--, C- oder D-Rating
  • Anzahl der Ebene-2-Lieferanten und Subunternehmer, bei denen Risikobeurteilungen durchgeführt werden
  • Anzahl der zum Jahresende offenen Null-Toleranz-Themen
  • Anzahl der gemeinnützigen Arbeitsstunden unserer Mitarbeiter*innen (auch relevant für das Kapitel „Unsere Mitarbeiter*innen“)
  • Anzahl der zum Thema Stärkung von Frauen geschulten Mitarbeiter*innen
Bezieht sich auf die Ziele Nr. 3, 5, 8 und 10 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

PUMAs Nachhaltigkeitsrichtlinien sind an der Menschenrechtserklärung und den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen sowie an den Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO) und den zehn Prinzipien des UN Global Compact (UNGC) ausgerichtet. Die Einhaltung der Menschenrechte ist seit 1993 fester Bestandteil unseres Verhaltenskodex und steuert seitdem unser Geschäftsgebaren. PUMA hat seit Jahren seine menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten durch ein kontinuierliches und rigoroses Monitoring seiner Lieferanten weltweit (inklusive Vietnam, Bangladesch und China) als gängige Praxis umgesetzt.

SCHUTZ DER MENSCHENRECHTE AN PUMAS STANDORTEN

PUMAs Unternehmenskultur der Diversität und Inklusion ist an unserem Ethikkodex und Verhaltenskodex ausgerichtet und stellt die Menschenrechte in den Mittelpunkt unseres Handelns.

PUMA-Mitarbeiter*innen sind angehalten, Verstöße gegen Ethikstandards im Geschäftsgebaren zu melden. Um einen Verdacht und/oder eine Beobachtung in Bezug auf moderne Sklaverei oder anderen Menschenrechte anzuzeigen, stehen ihnen mehrere Kanäle zur Verfügung. Auch an direkte Vorgesetzte, Arbeitnehmer*innenvertretungen, die Rechtsabteilung, die interne Revisionsabteilung oder über eine kostenfreie, weltweit zugängliche externe Plattform für Hinweisgeber können Informationen zu offenkundigem Fehlverhalten bekannt gegeben werden. Unsere Ethics Committees stellen sicher, dass nicht gegen Mitarbeiter*innen vorgegangen wird, die Verstöße gegen PUMAs Ethikkodex in gutem Glauben vorbringen.

REFORMINITIATIVE

Neben dem Einsatz für den Schutz der Menschen- und Arbeitsrechte von PUMA-Mitarbeiter*innen engagieren sich unsere Kolleg*innen auch aktiv für die Gemeinden, in denen PUMA tätig ist. Über unser Reformprogramm unterstützen wir Organisationen wie Women Win oder Football versus Homophobia, die sich für den Schutz der Menschenrechte im Sport und gegen jede Art der Diskriminierung einsetzen.

Weitere Informationen zu PUMAs Reforminitiative sind hier zu finden.

Come Together Cup in Nuremberg, Germany
Come Together Cup in Nürnberg, Deutschland

GEMEINNÜTZIGES ENGAGEMENT

Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, mindestens die Anzahl an Stunden gemeinnütziger Arbeit zu erreichen, die der Anzahl unseres durchschnittlichen Vollzeit-Äquivalenz (FTE) mal zwei pro Jahr entspricht. Alle Mitarbeiter*innen weltweit wurden zur Teilnahme angeregt. Auf unserer Online-Plattform können entsprechende Projekte und dafür aufgewendete Stunden eingetragen werden.

Im Rahmen unseres Programms haben sich unsere Mitarbeiter*innen erneut dafür eingesetzt, die Gemeinden vor Ort über soziale, Gesundheits- und Umweltmaßnahmen positiv zu beeinflussen. 2022 haben wir insgesamt 43.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet.

Weitere Informationen zu den Richtlinien für PUMA-Mitarbeiter*innen und zu unseren Spendenaktionen sind im Kapital „Unsere Mitarbeiter*innen“ zu finden.

Community engagement: PUMA Philippines provides aid to those in need
Ehrenamtliches Engagement: PUMA Philippinen hilft Bedürftigen

SCHUTZ DER MENSCHENRECHTE ENTLANG PUMAS BESCHAFFUNGSKETTE

RICHTLINIE FÜR VERANTWORTUNGSVOLLE BESCHAFFUNG

Als verantwortungsbewusster Geschäftspartner unserer Lieferanten sind wir uns der Auswirkungen unserer Geschäftsaktivitäten wie auch unserer Handelsbedingungen und -konditionen auf die Organisation unserer Zulieferfabriken bewusst. PUMAs Richtlinie für verantwortungsvolle Beschaffung zielt darauf ab, potenzielle negative Auswirkungen zu reduzieren.

PUMAs Richtlinie für verantwortungsvolle Beschaffung wurde 2019 als Rahmen für die Entscheidungsfindung und zur Wahrung der Kontinuität mit Hilfe von Grundsätzen entwickelt:

  1. Alle Lieferanten, mit denen PUMA arbeitet, haben eine Produktionsvereinbarung unterzeichnet.
  2. Zahlungen an Lieferanten erfolgen fristgerecht und vollständig. Nur in gesetzlich zulässigen Fällen werden Abzüge gemacht oder Geldstrafen auferlegt.
  3. Der Preis pro Produkt umfasst angemessene Lohnkosten wie Zuschläge für Überstunden sowie Abdeckung durch Sozialversicherung und die Kosten für die Umsetzung von Umweltvorgaben.
  4. Die Lieferanten melden ihre verfügbaren Produktionskapazitäten auf der Basis von Standardarbeitswochen gemäß den Gesetzen des jeweiligen Produktionslandes.
  5. Saisonale Produktionspläne werden unter Berücksichtigung der mit dem Lieferanten vereinbarten Kapazitäten zugeteilt.
  6. Angemessene Produktionsanlaufzeiten werden sichergestellt.
  7. Die Lieferanten vergeben die Produktion nicht ohne Genehmigung PUMAs an Subunternehmer. Subunternehmer verpflichten sich zur Einhaltung von PUMAs Verhaltenskodex.

Im vergangenen Jahr nahmen insgesamt 280 PUMA-Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Entwicklung, Beschaffung und Produktion an Schulungen zur verantwortungsvollen Beschaffung teil; zudem wurden 1.145 Teilnehmer*innen bei unseren Lieferanten in Webinars über das Thema informiert. In Anlehnung an die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte wurde die Verbindung zwischen Einkaufspraxis, den potenziellen Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und potenzieller Menschenrechtsverletzungen erläutert.

Zudem absolvierten 31 Mitglieder von PUMAs Nachhaltigkeitsteam und unserem Lizenznehmerteam ein E-Learning zum Thema Better Work Purchasing Practices, bei dem ein Kleidungsstück von der Entstehung bis zur Auslieferung verfolgt wurde. Die Teilnehmer*innen erhielten Einsichten in die globale Beschaffungskette, in Beschaffungsmodule und Einkauf und setzten sich mit den Auswirkungen von Einkaufspraktiken auf den einzelnen Prozessebenen auseinander. Die interaktive Schulung ist in acht Module gegliedert, die jeweils ein informatives Video und einen Fragebogen zur Festigung des Gelernten umfassen.

BEFRAGUNG VON BETTER BUYING

2022 haben wir 30 unserer strategischen Lieferanten der Ebene 1 zur Teilnahme an der Befragung von Better Buying angehalten und Feedback unserer Kernlieferanten zum Status der Umsetzung unserer Maßnahmen für verantwortungsvolle Beschaffung eingeholt – 9 Hersteller im Bereich Accessoires, 14 im Bereich Textilien und 7 im Bereich Schuhe, die zusammen 75% unseres Geschäftsvolumens und 67% unseres Geschäftswerts ausmachen. 28 Lieferanten sind unserer Aufforderung gefolgt (93,3% Beteiligung).

Better Buying sammelt Daten von Lieferanten, um Unternehmen bei der Optimierung ihrer Beschaffungspraxis und somit bei der Schaffung geeigneter Arbeitsbedingungen und der Verbesserung ihrer Umweltkennzahlen zu helfen. Den Unternehmen steht es frei, eigene Lieferanten zur Teilnahme einzuladen.

Die Lieferanten geben anonym Bewertungen für die Unternehmen ab; diese richten sich nach den Five Principles of Responsible Purchasing (fünf Grundsätze der verantwortungsvollen Beschaffung) mit Fokus auf Beschaffungspraktiken, die die größten Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Lieferanten haben könnten:

  • TRANSPARENZ – Die Unternehmen stellen Informationen zum geplanten Geschäft zur Verfügung, die ausreichen, damit die Lieferanten handeln können.
  • STABILITÄT – Die Unternehmen sichern den Lieferanten über das Jahr ein stabiles und sicheres Geschäft zu.
  • ZEIT – Die Unternehmen räumen den Lieferanten ausreichend Zeit zum Beenden aller Prozesse ein.
  • FINANZIELLES – Die Unternehmen wenden faire Finanzpraktiken im Umgang mit den Lieferanten an.
  • GEMEINSAME VERANTWORTUNG – Die Unternehmen tragen zur Verbesserung der sozialen und umweltbezogenen Nachhaltigkeit entlang der Beschaffungskette bei.

Wir haben das Feedback unserer 28 Lieferanten mit den Rückmeldungen von über 700 Lieferanten an die 20 Unternehmen verglichen, die in die Kategorie Sportunternehmen fallen. Die Ergebnisse wurden dann intern erörtert mit dem Ziel, eindeutiges Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Folgendes Feedback erhielten wir von unseren Lieferanten:

Transparenz

Design und Entwicklung können maßgeblich zur Nachhaltigkeit von Beschaffungsketten beitragen. Die Entscheidungen, die in dieser Phase getroffen werden, haben signifikante Folgen für nachgelagerte Finanz-, Sozial- und Umweltthemen. Während alle unsere Muster auf einem Tech Pack basieren, lässt sich bei Accessoires und Schuhen Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Präzision erkennen. Die Zufriedenheitsrate in Bezug auf unsere Muster ist im Allgemeinen hoch und unsere Lieferanten erkennen unsere Bemühungen zur vermehrten Verwendung nachhaltigerer Materialien sowie zum Einsatz von 3D-Mustern und Branchenzertifizierungen und zur Vorgabe von Zielpreisen im Vorfeld der Produktentwicklung an. Während unsere Textilaufträge zu 100% genau sind, müssen wir unsere Bestellungen von Accessoires und Schuhen noch präziser gestalten, um Verschiebungen von Versandfristen zu vermeiden.

Alle unsere Lieferanten haben bestätigt, dass wir ihnen Geschäftsprognosen zur Verfügung stellen, die sie bei der Personalplanung unterstützen. Die Kommunikation unserer Gesamtprognosen und unserer Planungsfristen und -prozesse an unsere Lieferanten sowie die Kommunikation zu einigen Produktbereichen während einzelner Saisons muss allerdings optimiert werden.

Stabilität

Grundsätzlich stornieren wir keine Bestellungen und passen die Auftragserteilung an die Schwierigkeiten der Lieferanten an, wie z. B. im Falle eines Lockdowns. Im seltenen Falle einer Auftragsstornierung, die für PUMA weniger als 1% beträgt, zahlen wir unseren Lieferanten immer die Kosten im Zusammenhang mit der Stornierung. Einige unserer Lieferanten berichteten, dass unser Unternehmen Bestellungen storniert hat. Wir werden dem nachgehen.

Zeit

Die große Mehrheit unserer Lieferanten hat unseren Zeit- und Aktionsplan mit Fristen für die Vorproduktion und die Produktion bestätigt. Die Meldungen unserer Lieferanten, dass PUMA in einigen Fällen Fristen verstreichen ließ, werden wir prüfen, und unsere Teams bei Bedarf zur Besserung anhalten.

Finanzielles

Unsere Lieferanten sind größtenteils mit den günstigen Bedingungen aufgrund der digitalen Zahlungen, dem Forever Better Vendor Financing Program und der fristgerechten Zahlung von Muster- und Massenproduktionskosten durch PUMA zufrieden.

Die Zentralisierung der Beschaffungs- und Einkaufsfunktionen sowie der Roll-out einer cloudbasierten Bestellkooperations- und Bezahlplattform, die die Vertriebstochtergesellschaften, PUMA International Trading und unsere Lieferanten vernetzt, hat die Digitalisierung der Beschaffungskette ermöglicht und somit für mehr Transparenz und betriebliche Effizienz sowie für Komplexitätsabbau gesorgt. Die Zahlungen an alle unsere Lieferanten beispielsweise erfolgen automatisiert und papierlos und wir erheben keine Säumniszuschläge. Wir werden die Kommunikation unserer Zahlungsbedingungen an unsere Lieferanten verbessern und sie erneut über das Forever Better Vendor Financing Program informieren. Wir sehen auch Möglichkeiten, mit unseren Lieferanten zusammenzuarbeiten, um ihre Produktionseffizienz zu steigern (in Bezug auf Stilzuweisung, Volumen, Standardisierung der Stoffe, Etikettierungs- und Verpackungsprozesse usw.)

Gemeinsame Verantwortung

Alle unsere Lieferanten haben gemeldet, dass neben Nachhaltigkeitskriterien auch wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden und 89% haben bestätigt, dass ihre Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit anerkannt werden. Mit Incentives für Compliance und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, spornen wir unsere Lieferanten an, mit PUMA zusammenzuarbeiten.

Unsere Bemühungen zur Durchsetzung unserer Nachhaltigkeitsstandards, durch die unsere Lieferanten Hinweise zu Verbesserungsmaßnahmen erhalten, sowie zur Vermeidung von Doppelaudits in Fabriken, stoßen beim Großteil unserer Lieferanten auf Anerkennung.

PUMAS FOREVER BETTER VENDOR FINANCING PROGRAM

Über unser Forever Better Vendor Financing Program bieten wir unseren Lieferanten, die bei den Sozial- und Umweltaudits gut abschneiden, niedrigere Zinssätze. Seit 2016 ermöglicht dieses Programm Lieferanten mit guten und sehr guten Erfüllungsquoten, von PUMAs Kreditwürdigkeit und Vorzugszinsraten zu profitieren. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit IFC, BNP Paribas, HSBC und der Standard Chartered Bank.

Bis Ende 2022 hatten sich 71 Lieferanten als registrierte Nutzer angemeldet (Ende 2021: 60) ); das finanzierte Volumen betrug im vergangenen Jahr USD 800 Millionen (USD 157 Millionen mehr als 2021).

RISIKOBEURTEILUNGEN IN BEZUG AUF DIE EINHALTUNG VON MENSCHENRECHTEN

In den Vorjahren haben wir Risikobeurteilungen in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten an unseren Standorten und entlang der Beschaffungskette durchgeführt und die Ergebnisse in unserem Geschäftsbericht 2016 und 2017 veröffentlicht. 2021 haben wir erneut eine Risikobeurteilung beauftragt und durchgeführt. Der Schwerpunkt lag diesmal auf dem Umgang mit dem Risiko der Zwangsarbeit entlang unserer Beschaffungskette. Zu den größten Gefährdungen im Bereich Menschenrechte zählen Zwangsarbeit und Ausbeutung entlang unserer Beschaffungskette sowie Kinderarbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben.

ÜBERARBEITUNG DES UMGANGS MIT ZWANGSARBEIT ENTLANG UNSERER BESCHAFFUNGSKETTE

Im vergangenen Jahr haben wir mit Unterstützung der Serviceagentur für Beschaffungsketten ELEVATE eine Bewertung des Ansatzes für unsere Risikobeurteilungen in Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten mit Schwerpunkt Zwangsarbeit durchgeführt. Die Bewertungsparameter basierten auf den Vorgaben der UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte und legen den Fokus insbesondere auf das Risiko der Zwangsarbeit, die 1930 von der ILO Forced Labour Convention (Nr. 29) wie folgt definiert wurde: Tätigkeiten, zu denen Menschen unter Androhung einer Strafe gegen ihren Willen gezwungen werden. Für die Bewertung wendete ELEVATE zudem die elf Indikatoren für Zwangsarbeit der ILO an.

Selbstverpflichtung zu den Richtlinien und Umsetzung

Aufgrund der Prüfung hat ELEVATE uns ein hohes Maß an Selbstverpflichtung zu den Richtlinien und zur internen Anpassung bescheinigt und empfohlen, ausdrückliche Verweise auf die ILO Forced Labour Convention und auf alle elf Indikatoren für Zwangsarbeit in unsere bestehenden Richtlinien in Bezug auf Menschenrechte aufzunehmen. Aktuell arbeiten wir an der Gestaltung von Richtlinien für die Wahrung der Menschenrechte, die diese Empfehlungen widerspiegeln. Zudem haben wir mit der Entwicklung eines E-Learnings zum Thema Menschenrechte begonnen, mit dem wir unseren internen Teams Leitlinien für die Risikominderung an die Hand geben. Für 2023 planen wir die Einführung eines E-Learnings für unsere Lieferanten auf der Grundlage von PUMAs Handbuch zu sozialen Themen. Die Schulung umfasst unser Programm und unsere Standards im Bereich Social Monitoring.

Abläufe und Prozesse im Rahmen der Due Diligence in Verbindung mit Zwangsarbeit

Anhand der Empfehlungen von ELEVATE haben wir unsere Risikobeurteilungen für unsere Beschaffungskette überarbeitet und in diesem Bericht veröffentlicht. Sie umfassen nun sowohl das Gefährdungspotenzial als auch geschäftsbezogene Erkenntnisse, die uns eine Priorisierung unserer Lieferanten ermöglichen.

Wir haben die Bewertung der Schwere in den Auditergebnissen in Bezug auf Hinweise auf Zwangsarbeit geprüft und werden anhand der Erkenntnisse unseren Eskalationsprozess und unsere priorisierten Untersuchungen sowie unsere Abhilfeprozesse verschärfen. Auch unseren Leitfaden zu sozialen Themen haben wir angepasst und unsere Lieferanten und unser Einkaufsteam entsprechend geschult.

Seit Ende 2021 nutzen wir zudem Daten aus ELEVATE (EiQ), einem umfassenden Analysetool für Beschaffungsketten,

  • für Risikobeurteilungen entlang unserer Beschaffungskette nach Region, Produkt und Thema,
  • für Risikobeurteilungen bei Lieferanten, Fabriken und Standorten und
  • für das Management von Risiken, die für die jeweiligen Lieferanten, Fabriken und Standorte als wesentlich eingestuft werden.

2022 haben wir 1.390 Prüfberichte (2019 bis 2021) in EIQ gestellt. Das Tool zeigt Bruttorisiken an, also bevor Gegenmaßnahmen wie Abdeckung durch Sozialversicherung und Abhilfe bei systematischen Überstunden oder unzureichender Überstundenvergütung umgesetzt wurden. Diese Maßnahmen, die in den Fabriken angewendet werden und in EiQ als hohes Risiko angezeigt wurden, haben wir überprüft. Alle diese Fabriken werden regelmäßig auditiert, einige nehmen am Better Work Program der ILO teil. Die Mehrheit wurde in unser Programm für Faire Löhne aufgenommen und in den Bereichen Arbeitszeitmanagement und Ursachenanalyse geschult. Für eine der Fabriken haben wir ein individualisiertes Programm zum Kapazitätsaufbau der Produktionsarbeiter*innen und der Mitarbeiter*innen der Lieferanten erarbeitet. Für die anderen Fabriken, hauptsächlich Lieferanten der Ebene 2, planen wir für 2023 die Erweiterung der Schulungen bezüglich Ursachenanalyse, damit sie die Ursachen beheben und dadurch ihre Auditergebnisse verbessern können. Einige Länder weisen höhere Risiken auf. 2022 haben wir jeweils ein Teammitglied in Vollzeit in Indien und in Kambodscha eingesetzt und das Team in China vergrößert.

In unseren Leitfäden halten wir unsere Lieferanten zur Durchführung einer Due Diligence an. Unsere Lieferantenschulungen in diesem Bereich stellen wir über die Plattform des International Labour Organization – International Training Center bereit.

Mit dem Ziel, noch mehr Transparenz zu gewährleisten, veröffentlichen wir die häufigsten Auditergebnisse sowie Informationen zu Schulungen, Beschwerden und Abhilfemaßnahmen in Form von ergebnisorientierten Kennzahlen, die uns helfen, die Wirksamkeit unserer Lieferantenprogramme zu messen.

Während die PUMA Hotline auch zivilgesellschaftlichen Organisationen und externen Stakeholdern zur Verfügung steht, wollen wir unsere Methoden zur Einbindung unserer Stakeholder überarbeiten, insbesondere diejenigen in zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für vulnerable Gruppen wie Frauen, Kinder oder Wanderarbeiter*innen stark machen.

Auch unsere Programme zum Social Monitoring werden wir auf Fabriken in EMEA, auf Lager in Hochrisikoländern und auf einige Nicht-Kernlieferanten der Ebene 2 ausweiten.

Wir haben unsere Handbücher in die chinesische, vietnamesische und spanische Sprache übersetzt und ein Video zur Erläuterung unseres Leitfadens zu sozialen Themen in drei Sprachen erstellt.

Zudem planen wir regelmäßige Überprüfungen der Beschwerdemechanismen für unsere Stakeholder anhand der Wirksamkeitskriterien der UN-Leitprinzipien und werden untersuchen, in welchem Umfang diejenigen Stakeholdergruppen, die diese Mechanismen voraussichtlich einsetzen werden, an deren Performance mitwirken.

RISIKOBEURTEILUNGEN HINSICHTLICH DER GUMMIBESCHAFFUNG

Unser Projekt für Risikobeurteilungen hinsichtlich der Gummibeschaffung, das wir in Kooperation mit der Fair Labor Association realisiert haben, ist ein Beispiel für unsere Due Diligence entlang unserer Beschaffungskette. Die Fair Labor Association hat 2019, gemeinsam mit der International Organization for Migration, drei internationalen Schuhherstellern und drei Konzernen, die Schuhe und Sportartikel aus Vietnam einkaufen und zu denen auch PUMA gehört, ein Projekt zur Risikobeurteilung für Naturgummi durchgeführt. Der Bericht dazu wurde 2021 veröffentlicht.

Mit dem Projekt wurden zwei grundlegende Ziele verfolgt:

  1. Risikobeurteilungen der Wertschöpfungskette für Naturgummi in Vietnam, um ein besseres Verständnis der Beschaffungskettenstrukturen, der Demografie der Arbeiter*innen, der Rekrutierungsabläufe und der Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Beschaffungskette für Naturgummi zu erhalten, sowie
  2. die beteiligten Unternehmen über die Risikobeurteilungen entlang der Beschaffungskette über einen handlungsbasierten Lernansatz informieren und sie dadurch in die Lage versetzen, Schwachstellen in ihren internen Managementsystemen für die jeweiligen Beschaffungsketten zu identifizieren und interne und externe Praktiken für die zukünftige Optimierung von Risikobeurteilungen zu verstehen.

Auf Ebene der Plantagen und Kautschukfarmen stieß das Forschungsteam neben einem Mangel an Wissen über gesetzliche Vorgaben auch auf unzureichende arbeitsrechtliche Prüfungen durch die Behörden. Im Laufe des Projekts wurden die Herausforderungen im Umgang mit arbeitsrechtlichen Problemstellungen entlang der Beschaffungskette für Gummi deutlich. Für die meisten Stakeholder der Branche gehören Risikobeurteilungen in den vorgelagerten Ebenen der Beschaffungskette noch nicht zu den Hauptaktivitäten. Da Beschaffungsketten häufig grenzüberschreitend verlaufen, bräuchten die Unternehmen für die Risikobeurteilungen Ressourcen, die sie allein nicht aufbringen können.

Obwohl noch keine gemeinsamen Konzepte für Risikobeurteilungen verfügbar sind, können die Forschungsarbeiten als erster Schritt hin zu einer Risikobeurteilung in Bezug auf Menschenrechte und arbeitsrechtliche Themen entlang der Beschaffungskette für Naturgummi gesehen werden, da sie Problemstellungen bei den Arbeitsbedingungen in der Gummiproduktion ans Licht bringen konnten. Zudem wurden im Rahmen des Projekts die Einkaufspraxis auf verschiedenen Ebenen sowie die Zusammenarbeit der Fabriken mit vorgelagerten Lieferanten und die demografische Zusammensetzung der Fabrikarbeiter*innen herausgestellt. Wir werden weiterhin die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit unseren Stakeholdern beim Monitoring der unteren Ebenen der Beschaffungskette prüfen.

ARBEITER*INNENUMFRAGE

Mitarbeiter*innen von PUMA-Lieferanten stehen mehrere Kanäle zur Verfügung, über die sie ihre Meinung kundtun und Beschwerden äußern können. 2022 standen die Drittplattformen 202.397 Arbeiter*innen bei 92 Lieferanten zur Verfügung, die über 80% unseres Produktionsvolumens der Ebene 1 und 2 ausmachen. Auch 21 nichtstrategische Lieferanten in Bangladesch und China haben im vergangenen Jahr begonnen, diese Plattformen zu nutzen. 2020 haben wir das Worker Survey Program gestartet, um Arbeiter*innen aus acht Ländern über eine mobile App zu ihrer Zufriedenheit mit dem Betriebsumfeld in den jeweiligen Fabriken zu befragen. Die Befragten können Bewertungen von 0 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden) vergeben.

Gegenüber 2020 stieg die Zufriedenheit der Arbeiter*innen im vergangenen Jahr um insgesamt 6%.

T.04 ARBEITER*INNEN-UMFRAGE 2020 – 2022

Jahr Anzahl Fabriken Anzahl Arbeiter*innen Zufriedenheitsrate
2020 20 17.551 3,93
2021 48 13.557* 4,17
2022 68 21.526 4,17
*
Aus dem Jahr 2021; für die Stichproben der Produktionsarbeiter*innen in den jeweiligen Fabriken haben wir die Gallup-Methodik mit 95 % statistischer Sicherheit und 5 % Fehlertoleranz übernommen.

Die Umfrage umfasste die Themenbereiche faire Löhne, Stressmanagement, Beziehungen von Arbeitgeber*in zu Arbeitnehmer*innen, Beschwerdemechanismen, Würde und Respekt, Mitspracherechte, Arbeitszeiten, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Betriebsklima. In der Umfrage 2022 wurden Bewertungen zwischen 3,96 (faire Löhne) und 4,30 (Betriebsklima) abgegeben.

Im Vorjahresvergleich ist die Zufriedenheit der Angestellten mit Arbeitszeiten, Beschwerdemechanismen und Stressmanagement gestiegen. In den Bereichen faire Löhne und Arbeitgeber*innen-Arbeitnehmer*innen-Beziehungen lässt sich Verbesserungspotenzial erkennen. In persönlichen Gesprächen mit den beteiligten Lieferanten haben wir uns über die jeweiligen Herausforderungen informiert und gemeinsam Prioritäten für Verbesserungsmaßnahmen im kommenden Jahr aufgestellt. Im Durchschnitt wurden 49% der vereinbarten Maßnahmen umgesetzt.

STÄRKUNG VON FRAUEN

Frauen über ihre Rechte zu informieren und sie zu befähigen, ihre berufliche Laufbahn selbst in die Hand zu nehmen, sind die Schlüssel für Geschlechtergleichheit, damit Männer und Frauen gleiche Rechte und Chancen auf Bildung, Gesundheitsversorgung, wirtschaftliche Teilhabe und persönliche Entwicklung haben.

Heute beträgt der Frauenanteil in den Fabriken, in denen PUMA-Produkte hergestellt werden, 60% und 49% der Leitungspositionen bei unseren Kernlieferanten der Ebene 1 werden von Frauen übernommen. Mit unseren Initiativen unterstützen wir unsere Lieferanten, Richtlinien und Praktiken im Bereich der Stärkung von Frauen zu überarbeiten bzw. einzuführen. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Branche und mit NRO-Expert*innen auf diesem Gebiet hilft, Wiederholungen zu vermeiden und die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln.

In Indonesien, Vietnam, Indien und Bangladesch haben wir 2021 gemeinsam mit dem International Center for Research on Women (ICRW) ein Gender Equity Project ins Leben gerufen. Ziel war die Vereinheitlichung der Instrumente für die Meinungsäußerung und die Mitsprache, um die Herausforderungen für Frauen entlang der Beschaffungskette zur Sprache zu bringen und ihre physische und mentale Gesundheit zu unterstützen.

Mit Hilfe des Gender Equity Self-Diagnostic Tool erhielten wir von neun Fabriken, die unsere Produkte herstellen, eine Momentaufnahme der Umsetzung von Richtlinien und Maßnahmen zur Geschlechtergleichheit, konnten Chancen für effektive geschlechterspezifische Initiativen identifizieren und wichtige Bereiche zur Förderung der Geschlechtergleichheit herausstellen, zum Beispiel Vergütung und Bezahlung, Gesundheit von Frauen und Sicherheit am Arbeitsplatz, um den Umgang mit dem Thema Geschlechtergleichheit in ihren Fabriken zu erfassen. Das Tool bietet unseren Lieferanten die Möglichkeit, Chancen zur Förderung der Geschlechterintegration über ihre Richtlinien und Praktiken zu erkennen und das Thema in ihren Betrieben voranzutreiben. Zudem hilft es bei der Ausarbeitung von Maßnahmen, die Frauen den Weg in Führungsrollen und ins operative Geschäft ebnen.

2022 haben wir dann mit dem ICRW und anderen Marken an der Verbesserung des Selbstdiagnose-Tools gearbeitet. Auch am Pilotprojekt des Tools Worker Voice haben wir uns beteiligt: Arbeiter*innen wurden zu ihrer Meinung zum Umgang mit Geschlechtergleichheit in den drei Fabriken befragt, die das Tool 2021 eingesetzt hatten. Diese Umfrage ermöglichte den Vergleich der Rückmeldungen der Fabrikleitungen und der Belegschaft. Sowohl Fabrikleitungen als auch die Arbeiter*innen der drei Fabriken gaben an, die berufliche Entwicklung der Belegschaft sei verbesserungswürdig. Die Arbeiter*innen zeigten sich mit den Richtlinien und Maßnahmen zu Gender-Based Violence & Harassment (GBVH) und zum Schutz der Gesundheit zufrieden. Die meisten positiven Antworten bezogen sich auf das Vertrauen der Arbeiter*innen in GBVH-Berichte. Bei den Fragen zu Bezahlung und Vergütung und zur Lohngerechtigkeit gingen die Meinungen auseinander – das Management hatte zwar in die Umsetzung von Richtlinien investiert, die Arbeiter*innen erachteten diese jedoch als unzureichend. Die Bereiche Lohnstrukturen und transparente Vergütungsstrukturen und -richtlinien bedürfen eventuell einer Neubewertung. Eine hohe Zufriedenheitsrate unter den Arbeiter*innen wurde bei der digitalen Lohnzahlung verzeichnet. Weniger zufrieden waren sie mit den reduzierten Richtlinien und Maßnahmen im Rahmen von Support & Care for Working Parents.

Im Rahmen eines Pilotprojekts im Jahr 2021 wurde das Video der Better Work-Schulung zur Vorbeugung von sexueller Belästigung auf die MicroBenefits-Plattform in Vietnam hochgeladen und 175 Arbeiter*innen in sechs Fabriken nahmen online teil. Im vergangenen Jahr haben wir das E-Learning auf Chinesisch entwickelt und im August gestartet. 7.896 Mitarbeiter*innen in 22 Fabriken nahmen an der Online-Schulung teil.

Das International Training Centre der International Labour Organization (ITC-ILO) ist seit 1964 Vorreiter im Bereich Lernen und Ausbildung. Ziel ist eine anständige Arbeit bei gleichzeitiger Erkundung der Grenzen der Arbeit der Zukunft. Um PUMAs Selbstverpflichtung zur Förderung von verantwortungsvollem unternehmerischem Handeln (Responsible Business Conduct, RBC), grundlegender arbeitsbezogener Prinzipien und Rechte und von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (Occupational Safety and Health, OSH) an unseren Standorten und bei unseren Geschäftspartnern zu stärken, hat das ITC-ILO bedarfsgerechte Online-Schulungspakete für unser Nachhaltigkeitsteam entwickelt. Nach Abschluss der Kurse (10 RBC-Module und 18 OSH-Module) und bestandenen technischen Prüfungen beim ITC-ILO wurden die Mitglieder von PUMA Social Sustainability 2021 vom ITC-ILO als Trainer für RBC und OSH zertifiziert. PUMAs Team schult und zertifiziert die Geschäftsführungsteams unserer Lieferanten für das RBC- und OSH-Training für ihre Arbeiter*innen. Zu den behandelten Themen gehören unter anderem Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz.

In einem weiteren Pilotprojekt haben wir im Jahr 2021 zehn Mitarbeiter*innen auf Fabrikleitungsebene geschult, die ihr Wissen dann an 570 Arbeiter*innen weitergeben konnten – insgesamt über 386 Schulungsstunden in vier Fabriken in China, Bangladesch, Vietnam und Indonesien. Im vergangenen Jahr erhielten die Schulung insgesamt 287 Mitarbeiter*innen auf Leitungsebene in 114 Fabriken und gaben ihr Wissen an 159.503 Arbeiter*innen weiter – 142.841 Stunden Schulungen zu Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz in 18 Ländern.

Zudem absolvierten letztes Jahr 351 Mitarbeiter*innen auf Fabrikleitungsebene die ITC-ILO-Schulung (jeweils fünf RBC- und OSH-Module).

2023 wollen wir die Schulungen auf mindestens 16.000 Arbeiter*innen ausweiten, um insgesamt 180.000 Angestellte zu erreichen.

SOCIAL COMPLIANCE

PUMAs Verhaltenskodex ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Lieferverträge. Alle PUMA-Lieferanten müssen eine rechtsverbindliche Declaration of Principles (Grundsatzerklärung) in Bezug auf die Einhaltung unseres Verhaltenskodex unterzeichnen und verpflichten sich, ihre Subunternehmer und ihre Lieferanten, diesem vollumfänglich zu entsprechen.

Die Einhaltung wird anhand regelmäßiger Audits überprüft. Deren Häufigkeit steht in Abhängigkeit der Bewertung der jeweiligen Fabrik. Fabriken mit A-Rating werden nach 24 Monaten (ca. zwei Jahren) reauditiert, mit B+-Rating nach 18 Monaten (ca. anderthalb Jahren), mit B--Rating nach zwölf Monaten und mit C-Rating nach sechs Monaten auditiert. Auch die Bewertung der Lager wird berücksichtigt: Bei A, B+ bzw. B- erfolgt ein Audit nach 24 Monaten, bei C nach zwölf und bei D nach sechs Monaten. Fabriken, die ein D-Rating erhalten haben, einschließlich derjenigen unter Better Work, müssen Null-Toleranz-Themen innerhalb von acht Wochen (ca. zwei Monaten) und sechs Monaten behoben werden. Um zur Herstellung von PUMA-Produkten zugelassen zu werden, müssen neue Fabriken eine A- oder B-Bewertung vorweisen.

Unabhängig von der Fabrikbewertung müssen alle festgestellten Probleme im Rahmen eines Korrekturmaßnahmenplans behoben werden.

Seit 1999 werden alle direkten PUMA-Fabriken (Ebene 1) regelmäßig auf die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO) und der grundlegenden Umweltstandards geprüft. Pro Jahr erfassen wir zwischen 300 und 500 Prüf- bzw. Kontrollberichte von unserem Compliance-Team, dem Better Work Program der ILO, den Compliance-Programmen unserer Branchenpartner oder unabhängigen, vom Social and Labor Convergence Program (SLCP) akkreditierten Expert*innen. Auch unsere wichtigsten Material- und Komponentenlieferanten (Ebene 2) und die wichtigsten Lager mit Prioritätsstatus haben wir in unser Auditprogramm aufgenommen. Gemeinsam mit unserem Beschaffungsteam haben wir über 200 Nicht-Kernlieferanten der Ebene 2 überprüft. Während ein Drittel das Facility Environmental Module (FEM) für andere Marken nutzt, wurde lediglich bei 13 dieser Nicht-Kernlieferanten ein Sozialaudit durchgeführt. Die Prüfberichte haben wir dann in unser Bewertungssystem konvertiert. Im Mai 2022 haben wir alle Lieferanten daran erinnert, dass der Einsatz nicht deklarierter Subunternehmer gemäß PUMAs Standards ein Null-Toleranz-Thema ist, und sie aufgefordert, Subunternehmer der Ebene 1 zu melden, die für die PUMA-Produktion eingesetzt werden. 48 Subunternehmer der Ebene 1 wurden gemeldet, bei zehn lagen Prüfberichte vor, die wir in unser Bewertungssystem konvertiert haben.

2022 wurden insgesamt 392 Lieferanten der Ebene 1 und 112 der Ebene 2 geprüft, die ca. 80% unseres Beschaffungsvolumens an Materialien und Komponenten ausmachen. Anfang 2021 wählten wir zehn Lager mit Prioritätsstatus, vier von ihnen wurden 2021 bzw. früher, sechs im Jahr 2022 auditiert. Im vergangenen Jahr haben wir 536 Prüfberichte von 510 Fabriken (392 der Ebene 1, 112 Kernfabriken der Ebene 2 und sechs Lager) erfasst und somit die Arbeitsrechte von 630.585 Arbeiter*innen sichergestellt. In allen Fabriken, in denen Produkte, Materialien oder Komponenten für PUMA hergestellt werden, muss unser Verhaltenskodex aushängen, denn er enthält die Kontaktinformationen von PUMAs Nachhaltigkeitsteam für Hinweisgeber. Die Anzahl der Beschwerden, die uns erreicht haben und geklärt werden konnten, sowie die häufigsten Arten von Beschwerden sind in diesem Bericht aufgeführt.

Als Mitglied der Fair Labor Association (FLA)wird unser Compliance-Programm regelmäßig auf Entsprechung mit dem FLA-Verhaltenskodex geprüft und akkreditiert. Damit wird bestätigt, dass unsere Systeme und Abläufe helfen, gerechte Arbeitsbedingungen entlang der Beschaffungskette zu sichern und Verstöße zu mindern und zu beheben. Als FLA-Mitglied hat PUMA zugestimmt, seine Lieferketten unabhängigen Bewertungen und Überwachungen zu unterziehen, um als Teil der organisatorischen Verpflichtung, faire Arbeitsstandards durch Transparenz aufrechtzuerhalten. Die FLA veröffentlicht die Ergebnisse dieser Bewertungen, um einen offenen und ehrlichen Dialog über die Bedingungen zu fördern, denen Arbeitnehmer ausgesetzt sind, um die Verantwortlichkeit von PUMA sicherzustellen und Verbrauchern zu helfen, fundiertere Entscheidungen über die von ihnen gekauften Produkte zu treffen. PUMA, SE – Fair Labor Association

Eine detaillierte Erläuterung unseres Compliance-Programms für Lieferanten, einschließlich Beschwerdemechanismen und Fallstudien, ist in unserem Sustainability Handbook for Social Standards zu finden. Darin werden auch unsere Monitoring-Programme für Fabriken (Kapitel 3) und unsere Standards erklärt. Der Leitfaden wird regelmäßig überarbeitet. Unsere Lieferanten erhalten regelmäßig Schulungen zu unseren Standards und zum Ablauf unseres Monitorings.

Die auf unserer Website und der Plattform Open Supply Hub veröffentlichte Herstellerliste enthält den Namen, die Anschrift, die Produktkategorie und den Personalbestand der jeweiligen Fabriken.

Zu Beginn jedes Audits erhalten Fabrikleitung und Mitarbeiter*innen- bzw. Gewerkschaftsvertreter*innen eine Einweisung in PUMAs Standards und eine Beschreibung des Audit-Ablaufs und -Umfangs. 2022 fanden die Anfangs- und Abschlussgespräche (wenn diese während der Betriebszeiten erfolgten) von 84% der Audits in Anwesenheit einer der vorgenannten Vertreter*innen statt.

Wir bei PUMA sind der Überzeugung, dass Gespräche mit Arbeiter*innen, Mitarbeiter*innenvertretungen oder Gewerkschaftsvertreter*innen entscheidend dabei helfen, die Meinungen der Belegschaften zu Arbeitsplatzstandards und zum Betriebsklima besser zu verstehen und Schaden von schutzbedürftigen Arbeiter*innen abzuwenden. Arbeiter*innen werden ausschließlich auf dem Fabrikgelände und während der Audits befragt.

Von unseren Fabriken der Ebene 1 und der Ebene 2 haben 7,1% bzw. 13,4% im vergangenen Jahr unseren Vorgaben nicht entsprochen. Mit den aktiven PUMA-Fabriken unter ihnen haben wir gemeinsam mit der Geschäftsleitung an einer Verbesserung der Situation gearbeitet und 86% (sechs von sieben) haben ein erneutes Audit bestanden. 16 neue Fabriken waren nicht in der Lage, ihre Leistung unseren Vorgaben entsprechend anzupassen, und wurden 2022 von der Liste unserer aktiven Lieferanten genommen. Kandidaten, die ein erstes Audit nicht bestanden haben, wurden nicht in unsere Lieferantenliste aufgenommen. Um Doppelarbeit zu vermeiden und einer Prüfungsmüdigkeit vorzubeugen, haben wir den Anteil der gemeinsamen Bewertungen von 54% im Jahr 2020 auf 59% erhöht. Wir werden den Anteil der SLCP-basierten Bewertungen im Jahr 2023 auf 280 Fabriken erhöhen, denn wir sind der Meinung, dass das SLCP ein ideales Instrument für den Aufbau langfristiger Beziehungen zu unseren Lieferanten ist und sie dabei unterstützt, sich ihre Sozial- und Arbeitsdaten zu eigen zu machen. PUMA ist Mitglied des Better Work Program der ILO und im Rahmen von unserem Compliance-Programm nutzen wir Prüfberichte von Better Work, von FLA- akkreditierten Unternehmen und von einigen anderen Marken. Unser Ziel ist es, bis Ende 2025 für bis zu 80% unserer Lieferanten externe, in PUMA-Standards konvertierte Berichte zu nutzen.

T.05 AUDITERGEBNISSE 2020 BIS 2022

2022 2021 2020
T1 T2 Lager T1 T2 Lager T1 T2
A (bestanden) 63 17 75 6 82 5
B+ (bestanden) 157 41 144 23 2 116 26
B- (bestanden) 144 39 2 155 46 1 125 35
C (nicht bestanden) 19 11 1 16 7 11 2
D (nicht bestanden) 9 4 3 2 4 0
Gesamtanzahl aktiver und inaktiver auditierter Fabriken 392 112 6 392 82 3 338 68
Gesamtanzahl aktiver Fabriken, Stand 31.12.2022 516 128 10 445 99 6
Anzahl Mitarbeiter*innen 546.286 82.070 2.229
Abdeckung Audit (%) 76% 88% 60% 88% 83% 50%
510 477 406
bestanden/nicht bestanden 93/7 87/13 33/67 95/5 91/9 100 96/4 97/3


Wir beschäftigen ein Team von Compliance-Expert*innen, die über alle unsere wichtigsten Beschaffungsregionen verteilt sind und unsere wichtigsten Produktionspartner regelmäßig besuchen und auditieren. Außerdem arbeiten wir mit externen Compliance-Auditoren und mit dem Better Work Program der ILO zusammen. Je nach Rating muss sich jede PUMA-Zulieferfabrik alle sechs bis 24 Monate einem Compliance-Audit durchführen und alle festgestellten Probleme im Rahmen eines Korrekturmaßnahmenplans beheben.

G.09 AUDITERGEBNISSE 2020 BIS 2022

Im Vergleich zu 2021 fanden letztes Jahr 207 mehr Fabrik-Audits statt. Grundlage hierfür ist unsere Strategie, unsere Local-for-Local-Produktion zu steigern und unser Programm zum Social Monitoring auf die Nicht-Kernlieferanten der Ebene 2 auszuweiten.

Insgesamt haben 53 Fabriken (33 der Ebene 1, 16 der Ebene 2 und 4 Lager) das Audit nicht bestanden. Bei 35 von ihnen handelte es sich um neue Fabriken oder solche, die noch nicht in unser Auditprogramm aufgenommen waren, zum Beispiel Lager oder Nicht-Kernfabriken der Ebene 2. 16 wurden aufgrund schlechter Ergebnisse stillgelegt. 37 sind noch aktiv, sechs haben 2022 ein erneutes Audit bestanden. Die anderen wurden mit C bewertet und haben nun sechs Monate Zeit, um Verbesserungen umzusetzen. Sie werden 2023 reauditiert.

Von den 15 Fabriken, die 2022 ein D-Rating erhielten, waren Ende Dezember 2022 nur noch fünf aktiv, die Klärung läuft weiter. Bei keiner wurden Null-Toleranz-Themen identifiziert.

Bei knapp 78% der im letzten Dezember noch aktiven Fabriken fand 2022 ein Audit statt. Die Audits von denjenigen Fabriken, die im vergangenen Jahr nicht auditiert wurden, waren entweder aufgrund ihrer Bewertung noch für das Jahr gültig oder es handelte sich um Fabriken, die aufgrund der Lockdown-Verordnungen in China oder ihres Standorts in der Ukraine nicht auditiert werden konnten.

69 Fabriken (48 der Ebene 1, 21 der Ebene 2) konnten 2022 aufgrund unserer Nachverfolgung und unserer Schulungsprogramme auf A oder B+ hochgestuft werden.

G.10 ANZAHL DER HÄUFIGSTEN ERGEBNISSE 2021 BIS 2022*

*Ohne konvertierte Berichte und neu auditierte Fabriken im Jahr 2022.

Graph 10: Die elf häufigsten Auditergebnisse aus 536 Prüfberichten von 510 Fabriken.

Bei 207 (39%) der im vergangenen Jahr durchgeführten Audits handelte es sich um Erstbewertungen. Da die jeweiligen Lieferanten noch nicht mit PUMAs Standards vertraut waren, wurde eine vermehrte Anzahl an Verstößen erfasst. Zudem wurde gegenüber dem Vorjahr mehr Fabriken auditiert und mehr Audits durchgeführt: 510 Fabriken (2021: 477) und 536 Audits (2021: 508).

Bei manchen erstmalig auditierten Fabriken wurden Verstöße gegen die Vorgaben zur Abdeckung durch Sozialversicherung sowie gegen rechtliche Pflichten wie das Einholen von Unterlizenzen gemeldet. Andere Fabriken haben diese Probleme bereits behoben. 100% der Arbeiter*innen bei unseren Kernlieferanten der Ebene 1 sind durch Sozialversicherung abgedeckt, in China sind es lediglich 76%.

Alle Verstöße gegen Transparenzvorgaben, die im Jahr 2021 festgestellt wurden, wurden im vergangenen Jahr behoben und bis Jahresende waren alle Fälle in diesem Bereich abgeschlossen.

Das Thema der systematischen Überstunden stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Im vergangenen Jahr haben wir daher Schulungen zum Arbeitszeitmanagement bei allen Fabriken der Ebene 1 sowie einen Workshop zur Ursachenanalyse bei ausgewählten Kernfabriken der Ebene 1 durchgeführt, um Verbesserungsmöglichkeiten zu konkretisieren. Die Fabrikleitungen haben sowohl ihre Richtlinien als auch ihr Monitoringsystem für Arbeitszeiten überarbeitet und verbessert und beherrschen nun die Durchführung von Ursachenanalysen. Wir haben zudem einen Aktionsplan für die wichtigsten Ursachen von Überstunden erhalten und werden dessen Umsetzung 2023 vor Ort kontrollieren, auch wenn die Anzahl der Überstunden in unseren Kernfabriken der Ebene 1 im Jahr 2021 im Durchschnitt bereits von 8,3 auf 7,7 Stunden reduziert wurde.

2022 haben wir insgesamt fünf vermeintliche Verstöße gegen die Versammlungsfreiheit erfasst, bei denen es größtenteils um die Wahl des Komitees der Gewerkschafts- oder Arbeiter*innenvertretung ging. Vier Verstöße stehen noch zur Klärung aus. Eine Fabrik wurde stillgelegt, daher kann der Fall nicht weiterverfolgt werden. Wir werden auch in Zukunft mit den Fabrikleitungen an einer Lösung der vier Fälle arbeiten.

PUMA hat sich zur Wahrung von Frauenrechten in Anlehnung an die UN-Konvention zur Beseitigung von Diskriminierung der Frau verpflichtet und wir erwarten diese Art von Verpflichtung und Respekt auch von unseren Lieferanten. In diesem Zusammenhang überwachen wir die Arbeitsbedingungen von Schwangeren streng. Im Rahmen unserer Audits haben wir fünf Verstöße gegen die Rechte schwangerer Arbeiterinnen festgestellt, bei denen es meistens um Überstunden und Mutterschutz ging. Zwei Fälle konnten abgeschlossen werden, drei waren bei Erstellung dieses Berichts noch in Arbeit. Fälle, in denen Schwangeren Toilettengänge verwehrt wurden, sind im Berichtszeitraum nicht bekannt geworden.

Auch zu Zwangsüberstunden oder zur Einbehaltung von Reisepässen oder sonstigen Ausweisen oder persönlichen Dokumenten von Arbeitern*innen haben uns keine Meldungen erreicht. Aus einer Fabrik wurden Verstöße gegen das Verbot der Einschränkung der Bewegungsfreiheit gemeldet; der Betrieb wurde daraufhin für PUMA deaktiviert. Zudem wurden 15 Fälle von Zahlungsverzug erfasst, von denen acht abgeschlossen sind. Drei Fabriken wurden deaktiviert. Die verbleibenden vier Verstöße werden aktuell noch untersucht.

11% der Abhilfemaßnahmen in Bezug auf Löhne und/oder Überstunden wurden umgesetzt; die Probleme wurden 2022 behoben. Für 2023 gehen wir von weiteren Fortschritten aus, da 40% der Audits zum Jahresende erfolgt sind. Wir konnten Verbesserungen in folgenden Bereichen erkennen: Arbeitszeitmanagement für Schutzbedürftige, Transparenz, fristgerechte Bezahlung, sicheres Chemikalienmanagement und Dialog über Beschäftigungsfragen. Da knapp 40% der Audits 2022 erstmals durchgeführt wurden, bleiben die Reduzierung von Überstunden sowie die bessere Abdeckung durch Sozialversicherung weiterhin Schwerpunkte unserer Arbeit. 2023 werden wir ein E-Learning zu unseren Sozialstandards anbieten, das insbesondere unseren neuen Lieferanten ein besseres Verständnis unserer Erwartungen vermitteln soll.

Neben den Audits führen wir auch Messungen von Sozialkennzahlen (S-KPIs) durch. Darunter fallen die durchschnittliche Vergütung im Vergleich zum jeweiligen Mindestlohn, Überstunden und die Abdeckung durch Tarifverträge. Die entsprechenden Daten werden unter dem Kapitel für faire Löhne erläutert.

Schulungen für unsere Lieferanten

Wir haben unsere Bemühungen auch durch Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau ausgeweitet. 2022 haben wir Schulungen zur Durchführung der Risikobeurteilungen hinsichtlich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz bei Kernlieferanten der Ebene 1 durchgeführt und die Fortschritte vor Ort von einer externen Auditfirma prüfen lassen. Die Verletzungsrate bei allen Kernfabriken der Ebene 1 betrug im vergangenen Jahr 0,3 – weit unter unserem Ziel von 0,5. Da jeder Unfall jedoch einer zu viel ist, werden wir den Wissensaufbau bei unseren Lieferanten vorantreiben und auch 2023 unser Augenmerk auf Schulungen zu Risikobeurteilungen richten.

T.06 LIEFERANTENSCHULUNGEN

Meetings Themen Anzahl Lieferanten Anzahl Teilnehmer*innen
Virtuelle Meetings mit Lieferanten Updates zum Thema Nachhaltigkeit, Austausch von Best Practices usw. 496 pro Runde im Durchschnitt
(3 Runden)
1.160 pro Runde im Durchschnitt
(3 Runden)
Ethikkodex 473 1.090
Richtlinie für verantwortungsvolle Beschaffung 280 Mitglieder von PUMAs Beschaffungsteam
31 Mitglieder aus PUMAs Abteilungen für Nachhaltigkeit und Lizenznehmer
Risikobeurteilungen hinsichtlich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz Schulungen zur Durchführung der Risikobeurteilungen für Kernlieferanten der Ebene 1 170 404
Arbeitszeitmanagement Prinzipien und Prozesse zur Arbeitszeitkontrolle 387 950
Ursachenanalyse von Überstunden Umfassende Überarbeitung der Methodik der Ursachenanalyse 75 240

Beschwerdesystem

Unsere Kanäle, über die Meinungen kundgetan und Beschwerden geäußert können, stehen über einer Million Mitarbeiter*innen zur Verfügung. Neben der jeweiligen Feedbacksysteme ihrer Arbeitgeber*innen können sie für Beschwerden oder Auskünfte auch die PUMA Hotline nutzen. Die jeweiligen Telefonnummern und E-Mailadressen stehen auf den Verhaltenskodex-Plakaten, die in jeder auditierten PUMA-Fabrik weltweit aushängen. Zudem stehen wir über WeChat, Zalo, Facebook und andere soziale Netzwerke mit den Mitarbeiter*innen in Verbindung und bieten bei einigen unserer Kernlieferanten offizielle Apps für Compliance- und Personalthemen an.

Die Drittplattformen stehen 202.397 Arbeiter*innen in 92 Fabriken zur Verfügung, die über 80% unseres Produktionsvolumens ausmachen. 2022 erreichten uns 2.006 Meldungen über die Plattformen von MicroBenefits und WOVO in China, Indonesien, Pakistan, den Philippinen, der Türkei, Kambodscha und Vietnam sowie über die Amader Kotha Helpline in Bangladesch. 14 Fälle wurden an PUMA eskaliert, da die Lieferanten nicht fristgerecht Stellung genommen hatten, und mit der jeweiligen Geschäftsleitung besprochen. Alle sonstigen Beschwerden wurden nicht an PUMA eskaliert, sie konnten von den Zuständigen geklärt werden.

Über die PUMA Hotline erhielten wir im vergangenen Jahr Beschwerden von 159 Arbeiter*innen in sieben Ländern. Gemeinsam mit den jeweiligen Lieferanten konnte unser Team 99% klären.

Nur ein Fall war Ende 2022 noch offen. Es geht um eine Arbeiterin, die das Kindergeld des vietnamesischen Staates seit 2021 nicht erhalten hat, da die Personalabteilung ihres Arbeitgebers die Frist zum Einreichen der Unterlagen versäumt hat. Die Fabrikleitung und PUMAs Nachhaltigkeitsteam werden den Fall weiter bearbeiten.

Des Weiteren erreichten uns 13 Beschwerden von Drittorganisationen in Bezug auf PUMAs Produktionspartner; sieben Fälle wurden geklärt. Dabei ging es hauptsächlich um Versammlungsfreiheit, faire Löhne, Missbrauch und das Arbeitsumfeld. Fünf der zehn Beschwerden in Bezug auf Versammlungsfreiheit konnten 2022 geklärt werden, die Gewerkschaftsvertreter*innen wurden wieder eingesetzt bzw. in Absprache mit den beteiligten Gewerkschaften entschädigt. Sechs Beschwerden werden derzeit noch bearbeitet.

T.07 BESCHWERDEN VON MITARBEITENDEN 2019 BIS 2022

Beschwerden von Mitarbeiter*innen 2022 2021 2020 2019
Anzahl über externe Kanäle eingegangener Beschwerden (Drittplattformen) 2.006 3.132 1.021
Anzahl über die PUMA Hotline eingegangener Beschwerden 159 223 101 70
Anzahl bestätigter Beschwerden 1.877 3.168 984 61
Anzahl über die PUMA Hotline eingegangener und an PUMA über Drittplattformen weitergegebener Beschwerden 173 262
Anzahl geklärter Beschwerden – PUMA Hotline und an PUMA über Drittplattformen weitergegeben 172 261 983 61
Anzahl nicht geklärter Beschwerden – PUMA Hotline und an PUMA über Drittplattformen weitergegeben 1 1 1 0
Klärungsrate (%) 99,3% 99,6% 99,9% 100%
G.11 ANZAHL DER HÄUFIGSTEN ÜBER DIE PUMA HOTLINE EINGEGANGENEN UND AN PUMA ÜBER DRITTPLATTFORMEN WEITERGEGEBENEN BESCHWERDEN 2022

Die Beschwerden, die uns 2022 über die PUMA Hotline erreichten, bezogen sich hauptsächlich auf das Beschäftigungsverhältnis, faire Löhne und Überstunden.

Hier einige Beispiele für den Umgang mit Beschwerden bei PUMA:

2022 erreichte uns über die PUMA Hotline die Meldung einer Gruppe von Arbeiter*innen über Fälle von Missbrauch durch einen Produktionsleiter in einer Fabrik in Südafrika. PUMAs Nachhaltigkeits- und Beschaffungsteams haben die Fabrikleitung aufgefordert, eine umfassende Prüfung durch eine unabhängige Stelle zuzulassen. Um sein Verhalten künftig zu ändern, nahm der Produktionsleiter an PUMAs Trainingsprogramm für Führungskräfte teil.

Beschwerden in Bezug auf Feiertagsarbeit oder Überstunden klärte PUMA mit der Fabrikleitung, damit der Produktionszeitplan angepasst werden konnte. Zudem organisierte PUMA in diesen Fabriken Schulungen zum Thema Arbeitszeitmanagement und führte einen Ursachenanalyse zur Vermeidung übermäßiger Überstunden durch.

Den meisten Beschwerden über Löhne und Sonderleistungen liegen falsche Vergütungsberechnungen der Arbeiter*innen zugrunde. Wir halten die Fabriken an, ihre Belegschaften proaktiv über die entsprechenden Berechnungsmethoden aufzuklären.

Kambodscha

Eine Gewerkschaft in Kambodscha meldete Anfang 2021 drei vermeintliche Verstöße gegen die Versammlungsfreiheit von denen einer noch bearbeitet wird. Mit dem Ziel, die bestmögliche Lösung zu finden, organisierten wir gemeinsam mit Better Work Factory Cambodia bzw. anderen Marken, deren Produkte in diesen Fabriken hergestellt werden, Vermittlungsgespräche zwischen Arbeitnehmer*innenvertretungen und Fabrikleitungen.

2021 haben wir in Zusammenarbeit mit Better Factory Cambodia einen individualisierten Workshop für die Geschäftsleitung und die Arbeiter*innen der Fabriken sowie für Gewerkschaftsvertreter*innen veranstaltet. 109 Personen von 20 Lieferanten nahmen teil.

Folgende Punkte wurden in der Schulung thematisiert:

  • Rechte und Pflichten von Arbeitgeber*innen, Gewerkschaften und Arbeiter*innenvertretungen sowie Arbeitgeber*innen-Arbeitnehmer*innen-Beziehungen,
  • Kündigung von Arbeitsverträgen: Kündigung durch Arbeiter*innen bzw. durch Arbeitgeber*innen, Kürzung von Arbeitsplätzen gemäß dem kambodschanischen Arbeitsgesetz sowie Richtlinien und Verfahren und
  • Abfindung bei Kündigung von Arbeitsverträgen.

Laut der letzten Umfrageergebnisse nach dem Workshop konnte eine erhöhte Sensibilisierung bei den Themen Kündigung durch Arbeiter*innen, Arbeitsplatzkürzung sowie Kündigungsabläufe und -szenarios erreicht werden.

Im Jahr 2022 erhielten wir fünf Meldungen über einen möglichen Verstoß gegen die Vereinigungsrechte in drei kambodschanischen Fabriken (drei von fünf wurden gelöst). Wir haben daran gearbeitet, die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden, haben zwischen Arbeitnehmervertretern und Fabrikleitung vermittelt und Partnerschaften mit Better Work Factories Cambodia und/oder mit anderen Marken, die in denselben Fabriken produzieren, aufgebaut. Zwei ungelöste Fälle gingen Ende 2022 ein und wir verfolgen sie immer noch.

2023 wollen wir mit Better Factory Cambodia erneut einen individualisierten Workshop für die Geschäftsleitung und Arbeiter*innen der Fabriken sowie Gewerkschaftsvertreter*innen anbieten.

FALLSTUDIE

Kambodscha

Ende Oktober 2022 meldete die Medienorganisation Voice of Democracy aus Kambodscha, dass neun Anführer*innen und Aktivist*innen der Independent Trade Union Federation (INTUFE) gekündigt wurden, nachdem sie Gewerkschaftswahlen abgehalten hatten. Voice of Democracy bat uns, einzuschreiten und die Einhaltung der Rechte und der Vereinigungsfreiheit der Arbeiter*innen sicherzustellen. PUMA hat maßgeblich zur Organisation von Treffen und engem Dialog zwischen Fabrik- und Gewerkschaftsvertreter*innen beigetragen, die zu einer Vereinbarung zwischen Fabrikleitung und den neun Arbeiter*innen führten. Zudem hat sich die Geschäftsleitung dem Programm Better Factories Cambodia der ILO und einem Programm zur Förderung von Arbeitgeber*innen-Arbeitnehmer*innen-Beziehungen angeschlossen. Dies wird den sozialen Dialog innerhalb der Fabriken vorantreiben.

Pakistan

Im September 2022 baten uns britische Medien in einer E-Mail um Stellungnahme zu den Vorwürfen von Arbeiterinnen einer Fabrik in Pakistan, die Geschäftsleitung soll Kontaktinformationen junger Arbeiterinnen ohne deren Zustimmung an Kollegen weitergeleitet haben und die Frauen sollen daraufhin anstößige Nachrichten erhalten haben. Zudem sollen während der Coronapandemie Gehaltszahlungen ausgeblieben sein. Eine unangemeldete Untersuchung durch eine unabhängige Stelle, die noch im selben Monat erfolgte, ergab, dass zwar kein Abzug von Gehältern in dem genannten Zeitraum, jedoch anstößiges Verhalten gegenüber drei Arbeiter*innen im Juli 2022 stattgefunden hatte. Die Fabrik hat bereits Schritte eingeleitet und die betroffene Führungskraft im August entlassen. Die im Rahmen der Untersuchung befragten Arbeiter*innen bestätigten, dass Vorfälle dieser Art nun ausbleiben. Im Oktober verpflichtete sich die Fabrikleitung, weitere Maßnahmen zur Vermeidung der Wiederholung solchen Verhaltens umzusetzen, so zum Beispiel die Beschränkung des Zugriffs auf persönliche Kontaktinformationen von Mitarbeiter*innen auf die Personalabteilung. Des Weiteren wurde ein von Mitarbeiterinnen der Personalabteilung angeführtes Komitee für den Schutz gegen Belästigung eingesetzt. Alle Komiteemitglieder wurden zum Thema Beschwerdemanagement geschult. Die gesamte Belegschaft erhielt ein Training zur Sensibilisierung für Belästigung und Missbrauch, zu den Optionen für Hinweisgeber und zu den Konsequenzen bzw. Strafen bei Verstößen gegen die Richtlinien zum Schutz gegen Belästigung. Die Sensibilisierungsschulungen erfolgen weiterhin nach Plan und werden entsprechend aufgezeichnet.

Sämtliche Probleme, von denen wir über unsere Audits oder unsere Hotline erfahren, werden als Null-Toleranz-Themen (beispielsweise Kinderarbeit oder Zwangsarbeit), kritische Themen oder sonstige Themen klassifiziert in PUMAs Handbuch zu sozialen Themen.

Wie sich aus dem Begriff schließen lässt, führt die Identifizierung von Null-Toleranz-Themen bei einem Lieferanten unmittelbar zum Scheitern des Audits. Fabriken, die noch nicht für PUMA produziert haben, werden nicht in unseren Lieferantenstamm aufgenommen. Diejenigen, zu denen bereits Geschäftsbeziehungen bestehen, müssen die Null-Toleranz-Themen unverzüglich beheben. Dies geschieht anhand einer Ursachenanalyse und eines Katalogs von Präventivmaßnahmen für die Zukunft. Lieferanten, die hierzu nicht bereit sind, werden aus unserem Lieferantenstamm gestrichen. Auch andere Probleme werden von unserem Compliance-Team verfolgt und müssen behoben werden.

2022 haben wir zwölf Null-Toleranz-Themen identifiziert und konnten sieben Fälle in Bezug auf Löhne unter dem gesetzlichen Mindestlohn, Transparenzmangel und illegale Abwasserabgabe klären. Fünf Fabriken wurden 2022 aus unserem Lieferantenstamm gestrichen. Die gestiegene Anzahl hängt mit der vermehrten Auditierung von Fabriken im vergangenen Jahr zusammen.

T.08 NULL-TOLERANZ-THEMEN

Land 2022 2021 2020
Bangladesch 3 2 4
Kambodscha 1 2 0
Indien 3 0 0
Vietnam 2 0 0
Malaysia 1 0 0
Philippinen 1 0 0
Spanien 1 0 0
Gesamt 12 4 4

„Als Partner seit 2013 hat sich PUMA der Vision von Better Work von einer transparenteren, integrativeren und ethischen Industrie angeschlossen. Als gemeinsames Programm der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen und der International Finance Corporation, einem Mitglied der Weltbankgruppe, bringt Better Work vielfältige Gruppen - Regierungen, globale Marken, Fabrikbesitzer sowie Gewerkschaften und Arbeitnehmer – zusammen, um Verbesserungen zu erzielen, die die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie verbessern und die Branche wettbewerbsfähiger machen. Unsere Geschäftspartner sind ein wichtiger Teil dieses Ansatzes, der auch die Bewertung ihrer eigenen Einkaufspraktiken und deren Geschäftsverhalten für gesündere Lieferketten beinhaltet. Mit Better Work unterstützt PUMA weiterhin seine Lieferkette durch die Förderung der Eigenverantwortung der Fabriken und Wachstum, einem starken Dialog zwischen Arbeitnehmern und Management und dem Einsatz für menschenwürdige Arbeitsbedingungen.“

ROOPA NAIR
Head of Operations, Better Work